{"id":10337,"date":"2021-06-07T10:56:38","date_gmt":"2021-06-07T08:56:38","guid":{"rendered":"https:\/\/jokira.at\/?p=10337"},"modified":"2021-06-14T11:13:38","modified_gmt":"2021-06-14T09:13:38","slug":"lizzy-lemon-pastell-oder-peach-sind-unsere-einstiegsdrogen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/jokira.at\/news\/lizzy-lemon-pastell-oder-peach-sind-unsere-einstiegsdrogen\/","title":{"rendered":"Lizzy Lemon: Pastell oder Peach sind unsere Einstiegsdrogen"},"content":{"rendered":"\n

Rosa ist das Blond bei GINGER|LEMON Hairspace\u2026 das Arbeiten im Autopiloten geht gar nicht\u2026 keine Weiterbildung ist gruslig. Gr\u00fcnde, weshalb es der jungen Kundschaft widerstrebt, den Friseurberuf abwertend zu sehen?<\/h3>\n\n\n\n

GINGER|LEMON Hairspace- ein urbanes Kleinod mit Spezialisierung auf Color und gerade deshalb Magnet jugendlichen Farbklientels. Rosa ist hier das neue Blond und die Farbpalette nicht bunt genug \u2013 ein Problem in der Mitarbeitersuche\u2026<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Im Gespr\u00e4ch mit Katja Ottiger<\/em>
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Lizzy, wie wird man Colorist*in?
Lizzy Lemon:<\/strong> In \u00d6sterreich oder in Deutschland gibt es keine Ausbildung zum Coloristen im eigentlichen Sinn, die Basis ist die normale Friseurausbildung, danach musst du dich spezialisieren.<\/p>\n\n\n\n

\u201eF\u00fcr einen guten Coloristen braucht es extrem viel Weiterbildung.\u201c<\/p><\/blockquote>\n\n\n\n

Du hast eine Coloristen-Ausbildung in London gemacht und arbeitest ausschlie\u00dflich als Colorstin?<\/strong>
LL:<\/strong> Ich kann auch schneiden, wollte mich aber immer schon in Richtung Farbe spezialisieren. Friseure sollten die Motivation haben, nicht 08\/15 Friseur zu sein, sondern sich gern mit \u201eTiteln\u201c umgeben. Nicht umsonst setzen Firmen auf Zertifikate wie \u201eMaster of Color Expert\u201c. Spezialisierung ist einer der Gr\u00fcnde, warum England, Amerika oder Australien bei Farbe Vorreiter sind. Man lernt eben nicht mal schnell, wie Farbe funktioniert, indem man wei\u00df, wie man eine Tube auskneift. F\u00fcr einen guten Coloristen braucht es extrem viel Weiterbildung. Eine einfache Ausbildung gemacht oder der Meister reichen nicht aus. Du musst st\u00e4ndig und am Ball bleiben und dich fit halten..\u201c<\/p>\n\n\n\n

Wie machst du das im Speziellen?<\/strong>
LL:<\/strong> Viel lernen! Es ist wichtig, neugierig zu bleiben und das Ego beiseitezuschieben. Man hat nicht ausgelernt, egal wie viel Erfahrung man mitbringt. Wir haben daf\u00fcr bei Ginger Lemon ein bestimmtes Budget und wechseln uns ab. Wenn jemanden etwas interessiert, kann er das machen. Normalerweise reisen wir mehrmals im Jahr ins Ausland, aber durch Corona haben sich viele Kurse auch auf online verlagert.<\/p>\n\n\n\n

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Lizzy Lemon und Danny van Tuijl sind GINGER|LEMON HAIRSPACE | C: Markus Wache<\/figcaption><\/figure>\n\n\n\n

\u201eBei uns muss keiner blau gef\u00e4rbt rausgehen, wenn er das nicht m\u00f6chte.\u201c<\/p><\/blockquote>\n\n\n\n

Ihr f\u00e4rbt vor allem \u201ebunt\u201c. Kommen eure Kunden mit solcher Vorstellung in den Salon oder liegt\u2019s an der Beratung?<\/strong>
LL:<\/strong> Sowohl als auch. Unsere Standard-Klientel ist von 16 bis Mitte zwanzig. Die suchen und finden ihre Looks auf Tik Tok und in Social Media, da pr\u00e4sentieren wir uns klar als Creative Color Specialists. Und was du postest, bekommst du! Aber bei uns muss keiner blau rausgehen, wenn er das nicht m\u00f6chte. Die meisten kommen mit klaren Vorstellungen. Bei Neukunden gibt es ein verpflichtendes Beratungsgespr\u00e4ch – \u00fcber Haarstruktur, Farbgeschichte und Lifestyle. Manche M\u00e4dchen gehen einmal im Jahr zum Friseur und leisten sich was Gro\u00dfes, andere zweimal im Monat.<\/p>\n\n\n\n

\u201eUnserer jungen Kundengruppe widerstrebt es, den Friseurberuf abwertend zu sehen.\u201c<\/p><\/blockquote>\n\n\n\n

\u00dcberhaupt f\u00e4llt uns immer mehr auf, dass unsere jungen Kunden das Handwerk sehr sch\u00e4tzen. Dieser Kundengruppe widerstrebt es, den Friseurberuf abwertend zu sehen. Sie sitzen bei uns und wissen, dass eine gute Farbe stundenlang dauert und entsprechend kostet. Genau das ist es, was wir uns als Wertsch\u00e4tzung alle w\u00fcnschen.<\/p>\n\n\n\n

\u201eDu kannst nie in den Autopiloten gehen.\u201c<\/p><\/blockquote>\n\n\n\n

Langweilt dich \u201eNormalo-Farbe\u201c?
LL:<\/strong> Unsere Kunden haben unterschiedliche Farbw\u00fcnsche, das ist ja das Spannende: Ansatzfarbe und Farbkorrektur oder von Blond auf Gr\u00fcn oder zur\u00fcck auf Blond. Da kannst du nie in den Autopiloten gehen. Meist beginnen Kunden mit etwas Subtilem, mit nat\u00fcrlichen \u00dcberg\u00e4ngen und dem Wunsch nach einer Balayage aus dem Bilderbuch. Dann kann es aber vorkommen, dass sie bei uns eine freaky Farbe oder einen interessanten Schnitt sehen und sich dann dort hin entwickeln. Pastelliges, Ros\u00e9gold oder Peach sind unsere Einstiegsdrogen. Rosa ist das Blond in unserem Salon.<\/p>\n\n\n\n

Gibt es ein Zur\u00fcck von Bunt?
LL:<\/strong> Sicher. F\u00fcr die bunten Farben nehmen wir ausschlie\u00dflich die semi-permanenten Farben “PulpRiot”. Das Ausgezeichnete an der Marke im Vergleich zu anderen ist, dass sie sich komplett und im selben Farbton auswaschen, sprich aus dunkelblau wird pastellblau und ist dann raus. Ansonsten setzen wir haupts\u00e4chlich auf “Faction8”, der permanenten Farblinie von PulpRiot.<\/p>\n\n\n\n

“Ist die Haartextur zu strapaziert, wird nicht gef\u00e4rbt.”<\/p><\/blockquote>\n\n\n\n

Was sind die wichtigsten Dinge bei der Farb-Beratung?<\/strong>
LL:<\/strong> Der gr\u00f6\u00dfte Fehler ist, einfach das zu machen, was der Kunde m\u00f6chte, ohne auf dessen Lifestyle, Haartextur, Stylingroutine etc. achtzugeben. Ist die Haartextur zu strapaziert, wird nicht gef\u00e4rbt, m\u00f6chte jemand Platinblond von Ansatz bis Spitze, aber nur zweimal im Jahr zum Friseur, raten wir davon ab etc.
Oft kommen Kunden mit der Idee von etwas. Sie sehen eine Technik oder eine Haarfarbe, die sie nicht richtig benennen k\u00f6nnen. Da sind wir als Experten gefragt. Wir m\u00fcssen wissen, was ist der Effekt, den sie w\u00fcnschen und was genau finden sie am Look gut? Die Technik dahinter ist zweitrangig, wir m\u00fcssen wissen, was wie geht.<\/p>\n\n\n\n

\u201eJemanden, der 10 Jahre lang keine Seminare besucht hat, finden wir gruselig.\u201c<\/p><\/blockquote>\n\n\n\n

Was m\u00fcssen ColoristInnen ma\u00dfgeblich f\u00fcr die Arbeit bei Ginger Lemon mitbringen?
LL:<\/strong> Erfahrung und Motivation. Uns ist wichtig zu sehen, dass sie sich weiterbilden. Jemanden, der 10 Jahre keine Seminare besucht hat, finden wir gruselig. Gerade beim Handwerk kann man nicht wie bei Excel sich schnell mal eine Formel googeln, wenn man die nicht kennt. Das muss man einfach k\u00f6nnen. Wir sind kein Balayage und Beach Waves Salon, bei uns dreht sich alles um moderne Farbtechniken, die ich in der Lehre nicht mitbekomme. Wir arbeiten one on one und machen keine Massenabfertigung, sondern sind von Anfang bis Ende beim Kunden. Das ist nicht jedermanns Sache und sollte unseren Bewerbern bewusst sein.<\/p>\n\n\n\n

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GINGER|LEMON HAIRSPACE in Wien | C: Robert Pichler<\/figcaption><\/figure>\n\n\n\n

Fordert ihr Spezialisierung von euren MitarbeiterInnen?
LL:<\/strong> Spezialisierung ist bei uns keine Pflicht. Wir zwingen niemanden, etwas zu machen, was er nicht m\u00f6chte. Das betonen wir auch in jedem Bewerbungsgespr\u00e4ch. Wir schauen immer die pers\u00f6nlichen St\u00e4rken hervorzuheben.<\/p>\n\n\n\n

Wie gestaltet sich die Mitarbeitersuche?<\/strong>
LL:<\/strong> Wir sind super ausgebucht und h\u00e4tten gern ein oder zwei Leute zus\u00e4tzlich. Wir haben regelm\u00e4\u00dfig Bewerber und Probetage, da passt es menschlich in den meisten F\u00e4llen. Aber auch wenn wir versuchen, unseren perfektionistischen Blick zu ignorieren, w\u00e4re es doch oft mit extremer Einschulung verbunden. Wir denken, dass einer der Gr\u00fcnde daf\u00fcr ist, dass es in \u00d6sterreich zu wenig M\u00f6glichkeiten gibt, sich im Farbbereich weiterzubilden. Gro\u00dfe Marken bieten zwar Seminare an, diese sind aber leider oft auf den Verkauf der Produkte ausgerichtet und nicht mehr am Puls der Zeit, was die Techniken angeht.<\/p>\n\n\n\n

\u201eWir wussten immer, dass technisch gute Mitarbeiter zu finden unsere Schw\u00e4che sein werden.\u201c<\/p><\/blockquote>\n\n\n\n

Und selbst ausbilden?
LL:<\/strong> Danny und ich haben beide den Ausbildner, aber um Mitarbeiter ausbilden zu k\u00f6nnen, muss man sich richtig freischaufeln k\u00f6nnen. Denn ein Lehrling, der nur putzt, ist auch nicht Sinn und Zweck. Die richtigen Mitarbeiter zu finden, ist herausfordernd. Wir wussten immer, dass technisch gute Mitarbeiter zu finden unsere Schw\u00e4che sein werden, aber dass es so schwierig wird, h\u00e4tten wir nicht gedacht.<\/p>\n\n\n\n

\u00dcber Lizzy Lemon:<\/strong><\/p>\n\n\n\n