{"id":24586,"date":"2022-04-15T10:41:00","date_gmt":"2022-04-15T08:41:00","guid":{"rendered":"https:\/\/jokira.at\/?p=24586"},"modified":"2023-06-26T11:21:59","modified_gmt":"2023-06-26T09:21:59","slug":"mirjam-walenta-wie-man-vorurteile-beim-kunden-gegenueber-auslaendischen-mitarbeiterinnen-abbaut","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/jokira.at\/news\/mirjam-walenta-wie-man-vorurteile-beim-kunden-gegenueber-auslaendischen-mitarbeiterinnen-abbaut\/","title":{"rendered":"Mirjam Walenta: Wie man Vorurteile gegen\u00fcber ausl\u00e4ndischen Mitarbeiter*innen abbaut"},"content":{"rendered":"\n

Ob Syrien oder Ukraine \u2013 f\u00fcr die Salon Pranz-Chefin z\u00e4hlt der Mensch und das Handwerk. Sie erz\u00e4hlt von den qualitativ hochwertigen Bewerbungen, die sie durch Salons f\u00fcr Ukraine (by JOKIRA) erhalten hat und wie sich ihre Mitarbeiter*innen, egal welcher Nationalit\u00e4t, schnell einen Kundenstamm aufbauen.<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Du hast \u00fcber\u00a0\u25ba\u00a0Salons f\u00fcr Ukraine\u00a0eine neue Mitarbeiterin gefunden. Wie war dieser etwas andere Bewerbungsprozess?<\/strong>
Mirjam Walenta:<\/strong>\u00a0Ja, ich habe zwei neue Mitarbeiterinnen gefunden und wirklich rasch nach der Anmeldung auf JOKIRA 6 Bewerbungen erhalten. Ich war sehr \u00fcberrascht, wie gut die ukrainischen Bewerberinnen deutsch sprechen.<\/p>\n\n\n\n

Wie waren die Bewerbungsunterlagen aufbereitet?<\/strong>
MW:<\/strong> Die waren alle in sehr guter deutscher Sprache, aussagekr\u00e4ftig und sympathisch gestaltet.<\/p>\n\n\n\n

Warum ist die Entscheidung gerade auf die beiden Friseurinnen gefallen, die bald im Salon Pranz starten?<\/strong>
MW:<\/strong> Ich hatte urspr\u00fcnglich nur eine Person einstellen wollen, aber aufgrund der ansprechenden Bewerbungen habe ich mich dann doch f\u00fcr zwei entschieden. Eine weitere habe ich an eine Kollegin weitervermittelt und der Rest hat dann schon einen Platz woanders gefunden.<\/p>\n\n\n\n

\u201e\u2026 es wird so lange gearbeitet, wie es Kunden zu bedienen gibt\u201c<\/p>\n\n\n\n

Wie ist die berufliche Vorgeschichte der beiden?<\/strong>
MW:<\/strong> Eine stand gerade kurz vor ihrem Abschluss, den sie nat\u00fcrlich nicht machen konnte. Hier bin ich noch am Abkl\u00e4ren, ob sie in \u00d6sterreich die Lehre abschlie\u00dfen kann. Die zweite ist bereits seit 12 Jahren Damenfriseurin. Aber der Einstellungsprozess ist wesentlich einfacher, als die Einstellung damals, 2016, von zwei syrischen Mitarbeitern.<\/p>\n\n\n\n

Und die beiden starten Vollzeit?<\/strong>
MW:<\/strong> Ja. Obwohl, sie mit kleinen Kindern nach \u00d6sterreich gekommen sind. Ich hatte mich erkundigt, welche Stundenanzahl sie unter Vollzeit verstehen und sie meinten, dass so lange gearbeitet wird, wie es Kunden zu bedienen gibt \u2013 und wenn es bis 22:00 Uhr ist. Das ist eine komplett andere Einstellung, wie man sie von hier kennt.<\/p>\n\n\n\n

Wollen die beiden in \u00d6sterreich bleiben?<\/strong>
MW:<\/strong> Bei der einen Mitarbeiterin hatte der Mann die letzten Jahre im Ausland gearbeitet und er war bei der Einberufung nicht in der Ukraine. Das hei\u00dft, sie m\u00f6chte mit ihrer Familie einen Neustart in \u00d6sterreich. Bei der zweiten wird sich das noch zeigen.<\/p>\n\n\n\n

Gibt es einen Plan von deiner Seite, um das Ankommen und einen Job in einem neuen Land so angenehm wie m\u00f6glich zu gestalten?
MW:<\/strong> Nat\u00fcrlich habe ich meine Mitarbeiter*innen in mein Vorhaben eingeweiht. Sie haben sich begeistert gezeigt und sogar ein \u00dcbersetzungsprogramm als App besorgt. Im Team sehe ich kein Problem, weil ich bereits verschiedene Nationen habe. Das funktionierte auch super bei Mazen, der aus Syrien kam. Ich behandle alle Mitarbeiter gleich, was auch wichtig ist, da es ansonsten zu einem Ungleichgewicht im Team kommen kann. Deswegen gibt es bei allen neuen Mitarbeitern einen Rabatt f\u00fcr Kunden im Buchungssystem, damit sie sich rasch einen Kundenstamm aufbauen k\u00f6nnen. So haben alle etwas davon.<\/p>\n\n\n\n

Das hei\u00dft, der Mitarbeiter, der aus Syrien kam, ist immer noch im Team?
MW:<\/strong> Ja, der ist mittlerweile mein Salonleiter und ich hoffe, dass er irgendwann mein Gesch\u00e4ft \u00fcbernimmt. Er ist ein Vorzeigemitarbeiter. Er kam damals mit B1 Sprach-Niveau und hat schon mehr Wiener Schm\u00e4h als so mancher Wiener. Aber er hatte es 2016 nicht leicht. Damals war die zweite Bundespr\u00e4sidenten-Wahl und das Thema \u201eFl\u00fcchtlinge\u201c gesellschaftlich ein gro\u00dfes und leider politisch negatives Thema. Es hatte sogar Kunden gegeben, die sich gegen Fl\u00fcchtlinge ausgesprochen haben, was mich sehr entt\u00e4uscht hat. Aber viele haben durch Mazen ihre Einstellung ge\u00e4ndert.<\/p>\n\n\n\n

\u201eEgal was ist, komm zu mir. Wenn dich jemand kr\u00e4nkt oder beleidigt, reagiere darauf nicht. Wir finden einen gemeinsamen Weg.\u201c<\/p>\n\n\n\n

Wie schafft man es, Vorurteile bei Kund*innen abzubauen?
MW:<\/strong> Ich habe zu Beginn zu Mazen gesagt: \u201eEgal was ist, komm zu mir. Wenn dich jemand kr\u00e4nkt oder beleidigt, reagiere darauf nicht. Wir finden einen gemeinsamen Weg.\u201c Es gab eine Situation als Mazen gestartet hatte, dass ein Kunde sehr schlecht \u00fcber Ausl\u00e4nder und vor allem Syrer gesprochen hat. Ich habe ihn dann \u00fcberrumpelt und gesagt: \u201eSo und jetzt wird dich aber ein Syrer waschen!\u201c. Der Kunde hat mich damals irritiert angesehen und nichts mehr gesprochen. Einen Monat sp\u00e4ter kam dieser wieder und entschuldigte sich f\u00fcr sein Verhalten. Es kommt eben auf den Menschen an und nicht auf die Nationalit\u00e4t.  <\/p>\n\n\n\n

Gibt es einen Unterschied in der Arbeitstechnik?<\/strong>
MW:<\/strong> Ja, Mazen hat eine Locken-F\u00f6hntechnik mitgebracht, die wenden wir mittlerweile alle an. Er hat sich von uns etwas abgeschaut und wir von ihm. Das ist eben das spannende an unterschiedlichen Kulturen in einem Betrieb. Er war ein schon fertig ausgebildeter Friseur in Syrien, nur wurde diese Ausbildung bei uns nicht anerkannt. Dann hat er die ganze Lehre inklusive Berufsschule mit 28 nachgeholt.<\/p>\n\n\n\n

Braucht es ein Umdenken in der Branche, um auf mehr internationale Mitarbeiterinnen zu setzen?
MW: <\/strong>Ja, auf jeden Fall. F\u00fcr mich z\u00e4hlt der Mensch und ob dieser mit seinen F\u00e4higkeiten in meinen Salon passt. Ich mache das nicht nur aus einem sozialen Charakter, ich bin auch Unternehmerin. Aber nat\u00fcrlich ist es irrsinnig sch\u00f6n zu sehen, wenn man einer Person in einer schwierigen Zeit unter die Arme greift und die sich selbst\u00e4ndig entfaltet und erfolgreich weiterentwickelt.<\/p>\n\n\n\n

—- F\u00fcr Salons f\u00fcr Ukraine listen lassen —- <\/h2>\n\n\n\n
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Bereits 800 Salon im deutschsprachigen Raum sind bereit, ukrainische Friseur*innen eine Stelle anzubieten. Du bist ein*e Friseur-Unternehmer*in und m\u00f6chtest gefl\u00fcchteten ukrainischen Friseur*innen auch einen Job anbieten? Dann lass dich\u00a0\u25ba\u00a0<\/a>hier\u00a0gratis listen.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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