{"id":25373,"date":"2022-05-06T13:22:10","date_gmt":"2022-05-06T11:22:10","guid":{"rendered":"https:\/\/jokira.at\/?p=25373"},"modified":"2022-05-06T13:23:58","modified_gmt":"2022-05-06T11:23:58","slug":"raphaela-benedikt-bei-mir-gibt-es-keine-unbezahlte-minute","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/jokira.at\/news\/raphaela-benedikt-bei-mir-gibt-es-keine-unbezahlte-minute\/","title":{"rendered":"Raphaela Benedikt: Bei mir gibt es keine unbezahlte Minute"},"content":{"rendered":"\n

Trotz \u00dcberbezahlung keine Mitarbeiter, und wenn ja, dann nur in Teilzeit. Arbeitszeit abgerechnet wird im Minutentakt, unbezahlte \u00dcberstunden sind tabu. Alles f\u00fcrs Image und doch zu wenig\u2026<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Im Gespr\u00e4ch mit Katja Ottiger<\/em> von imSalon.at<\/a>
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Frau Benedikt, Sie haben Anfang des Jahres auf die 4 Tage Woche umgestellt. Warum?
Raphaela Bendikt:<\/strong> Weil ich meine \u00d6ffnungszeiten nicht mehr halten konnte. Meine einzige Vollzeit-Mitarbeiterin ging in Karenz und ich kann f\u00fcr sie bis jetzt keinen Ersatz finden. Ich habe das Gef\u00fchl, niemand m\u00f6chte mehr in Vollzeit arbeiten. Es ist egal, mit wem ich rede, den meisten Gesch\u00e4ften geht es \u00e4hnlich.<\/p>\n\n\n\n

\u201eGeld spielt l\u00e4ngst keine Rolle mehr, denn Freizeit ist damit nicht aufzuwiegen.\u201c<\/p>\n\n\n\n

Wie darauf reagieren?
RB:<\/strong> Man kann nur darauf reagieren, in dem man sich darauf einstellt. Es gibt immer weniger Vollzeitkr\u00e4fte, also hat man einfach mehr Mitarbeiter in Teilzeit. Die Freizeit ist den Leuten mehr wert als Geld. Das ist eine neue Generation, bei der die Work-Life-Balance passen muss. Im Endeffekt bekommen sie in der Teilzeit netto nicht so viel weniger als in Vollzeit. Und das ist gen\u00fcgt vielen. Freizeit ist mit Geld nicht aufzuwiegen. Ich bezahle von Haus aus \u00fcber Kollektiv und trotzdem finde keine neuen Mitarbeiter. Geld allein spielt l\u00e4ngst keine Rolle mehr.

Ihre Mitarbeiter*innen sind ausschlie\u00dflich Teilzeitkr\u00e4fte. Das birgt auch Vorteile?
RB: <\/strong>Ein Vorteil ist, wenn jemand ausf\u00e4llt, muss man keine 40 Stunden umbuchen, sondern nur 20 oder 30 Stunden, das empfinde ich als positiv. Auf der anderen Seite fehlen Mitarbeiter, wenn jemand auf Urlaub ist. Dann steht man nachmittags schon mal schnell allein im Gesch\u00e4ft.<\/p>\n\n\n\n

\u201eDer freie Tag ist allein f\u00fcr den Lehrling da.\u201c<\/p>\n\n\n\n

Sie haben auch einen Lehrling im 2. Lehrjahr. Ist die 4 Tage-Woche Vorteil oder Nachteil?
RB:<\/strong> Auf jeden Fall ein Vorteil. Der freie Tag ist momentan rein f\u00fcr den Lehrling da, alle Trainings k\u00f6nnen in Ruhe stattfinden. Unter der Woche wird sie, unser Lehrling, im Salon mehr eingesetzt, muss viele Dinge schneller erledigen und wird dadurch mehr in die Selbstst\u00e4ndigkeit gesto\u00dfen.<\/p>\n\n\n\n

Sie arbeiten mit minutengenauer Arbeitszeitabrechnung, bewerben das auch via Jobanzeige \u2013 wie muss ich mir das vorstellen?
RB:<\/strong> Meine Mitarbeiter melden sich an, wenn sie zu arbeiten beginnen bzw. melden sich zur Pause und bei Dienstende ab. Das geht bei uns minutengenau und wird nicht gerundet. Jede Minute, die gearbeitet wird, wird bezahlt, es gibt bei uns keine unbezahlte Minute. Das ist gerechtes Arbeiten.

Verwenden Sie hierf\u00fcr ein Zeiterfassungssystem?
RB: <\/strong>Ja, wir verwenden das digitale Zeiterfassungssystem \u201eXtime\u201c, bei dem sich jeder Mitarbeiter am PC separat ein- und ausloggt.<\/p>\n\n\n\n

Sie sind im Mittelpreissegment angesiedelt, Ihre letzte Preiserh\u00f6hung war im Februar. Wie oft erh\u00f6hen Sie?
RB:<\/strong> Normalerweise aller zwei Jahre. Allerdings werde ich, wenn ich mir die aktuelle Entwicklung momentan anschaue, die Preise in diesem Jahr nochmals anpassen m\u00fcssen.<\/p>\n\n\n\n

\u201eEs muss sich rentieren, arbeiten zu gehen.\u201c<\/p>\n\n\n\n

Corona, Kurzarbeit, \u201eprivate\u201c Dienstleistungen. Wie glauben sie, kann es gelingen, Friseur*innen, die derzeit arbeitslos gemeldet sind, wieder in die Salons zu holen?
RB:<\/strong> Ich glaube, dass es nur funktionieren kann, wenn einerseits vonseiten der Regierung die Sozialleistungen soweit hinuntergeschraubt werden, dass es sich wieder rentiert, arbeiten zu gehen. Und andererseits m\u00fcssen die Sozialabgaben gesenkt werden, damit den Mitarbeitern deutlich mehr \u00fcbrigbleibt. Wenn ich zu Hause bleibe und Arbeitslosengeld bekomme, muss das deutlich weniger sein als das, was ein Mitarbeiter, der 30 Stunden im Salon steht, bekommt. Dieser Unterschied ist im Moment nicht gegeben, da geht es monatlich um 200 – 300 Euro, die verdienen sich viele aber lieber nebenbei dazu.<\/p>\n\n\n\n

Ein Minimum, um neue Mitarbeiterinnen gewinnen zu k\u00f6nnen, sind \u00fcbertarifliche Bezahlung plus Umsatzbeteiligung?
RB:<\/strong> Unter anderem. Aber selbst damit findet sich niemand und ehrlich gesagt, geht mir langsam auch die Kreativit\u00e4t aus. Ich biete jeder und jedem Weiterbildung und die M\u00f6glichkeit, sich individuell Seminare nach Wunsch auszusuchen. Ich selbst war eine Zeitlang Trainerin bei L\u2019Or\u00e9al, kann also gut ausbilden und f\u00f6rdere selbstst\u00e4ndiges Arbeiten, bis hin zur M\u00f6glichkeit der Salonleiterstellvertretung. Aber es bleibt schwierig.

Und da w\u00e4re noch das Dilemma mit dem Image und den Nachwuchsproblemen\u2026
RB:<\/strong> Ja. Unserem Beruf muss unbedingt ein besseres Image verpasst werden. Wir m\u00fcssen weg von dem Denken: \u201eMir f\u00e4llt nichts Besseres ein, also werde ich Friseurin\u201c. Vielmehr m\u00fcssen wir das Anspruchsvolle unseres Berufes hervorheben.<\/p>\n\n\n\n

\u201eLehre mit Matura! Jungen Leuten gen\u00fcgt es nicht mehr, Pflichtschulabsolvent zu sein.\u201c<\/p>\n\n\n\n

Ihre Ans\u00e4tze?
RB:<\/strong> Lehre mit Matura muss in unserer Branche mehr gef\u00f6rdert werden! Darin sehe ich die einzige M\u00f6glichkeit, das Image zu st\u00fctzen. Die Jugend m\u00f6chte nun mal maturieren, studieren, sich weiterbilden. Das ist der Zeitgeist. Und hier sind die Innungen in der Pflicht. Es braucht mehr M\u00f6glichkeiten, diesen Beruf zu ergreifen. Eine meiner Mitarbeiterinnen beispielsweise ist nach ihrer Matura in K\u00e4rnten extra nach Wien gezogen, um ihre Ausbildung zur Friseurin im zweiten Bildungsweg beim WIFI machen zu k\u00f6nnen, weil sie zu Hause nichts Derartiges gefunden hatte. Deshalb m\u00fcssen wir uns bewegen! Es gen\u00fcgt den jungen Leuten nicht mehr, Pflichtschulabsolvent zu sein.<\/p>\n\n\n\n

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JOBs bei Raphaela Benedikt<\/a><\/div>\n<\/div>\n\n\n\n

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\u00dcber Raphaela Benedikt<\/strong><\/p>\n\n\n\n