{"id":33513,"date":"2023-02-27T10:55:00","date_gmt":"2023-02-27T09:55:00","guid":{"rendered":"https:\/\/jokira.at\/?p=33513"},"modified":"2023-02-27T10:55:00","modified_gmt":"2023-02-27T09:55:00","slug":"karin-wagner-es-liegt-an-uns-auch-ausbildung-neben-dem-dualen-system-zu-kreieren","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/jokira.at\/news\/karin-wagner-es-liegt-an-uns-auch-ausbildung-neben-dem-dualen-system-zu-kreieren\/","title":{"rendered":"Karin Wagner: Es liegt an uns, auch Ausbildung neben dem dualen System zu kreieren"},"content":{"rendered":"\n

Karin Wagner ist neue K\u00e4rntner Innungsmeisterin – mit positiver Sicht auf die Friseurbranche und Ideen zu modularer Ausbildung ab 18 Jahren.<\/strong><\/p>\n\n\n\n

\u25baGeorg Wilhelmer geht in Pension<\/a>\u00a0und tritt von seiner Funktion als K\u00e4rnter Landesinnungsmeister zur\u00fcck. Als seine Nachfolgerin hat er Karin Wagner ernannt. Damit verst\u00e4rkt sie neben Erika Rainer (O\u00d6), Doris Schneider (Stmk) und Silvia Rupp (N\u00d6) die Riege weiblicher Landesinnungsmeisterinnen in \u00d6sterreich.

Wir gratulieren herzlich und bitten Karin Wagner, die in St. Veit nach Jahren als Salonbetreiberin nun bereits seit 8 Jahren als EPU arbeitet, zum Gespr\u00e4ch \u00fcber pers\u00f6nliches Downsizing und zuk\u00fcnftige Ausbildungsmodule zwischen Positionierung und Prestigegestaltung.<\/p>\n\n\n\n

Im Gespr\u00e4ch mit Katja Ottiger<\/em> von imSalon.at<\/a>
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imSalon:<\/strong> Karin, wusstest du im Vorfeld von deiner Ernennung zur neuen Landesinnungsmeisterin in K\u00e4rnten?<\/strong>
Karin Wagner:<\/strong> Nein. Mit Georg Wilhelmers Frage, ob ich diese Funktion als seine Nachfolgerin \u00fcbernehmen m\u00f6chte, habe ich \u00fcberhaupt nicht gerechnet und sehe darin eine extreme Wertsch\u00e4tzung. Die Herausforderung ist eine besondere und ich bin mir bewusst, dass ich in gro\u00dfe Fu\u00dfstapfen trete.

Die n\u00e4chste offizielle Wahl findet in zwei Jahren statt – du k\u00f6nntest also auch abgew\u00e4hlt werden?
KW:<\/strong> Dar\u00fcber mache ich mir im Moment keine Gedanken, vielmehr stecke ich schon stark in den ersten Terminen und meinen \u00dcberlegungen, wie ich alle Friseur*innen und Unternehmer*innen in K\u00e4rnten bestm\u00f6glich unterst\u00fctzen kann.
Georg hatte mich immer in seine Arbeit mit eingebunden und ich f\u00fchle mich gut vorbereitet.

Welche Eigenschaften zeichnen dich als Innungsmeisterin aus?
KW:<\/strong> Ich bin ein l\u00f6sungsorientierter Mensch, auch wenn das manchmal ein Fluch ist (lacht).<\/em> Ich bin organisatorisch gut und treffe gern schnelle Entscheidungen. Und ich bin jemand, die Sachen gern wegarbeitet und Dinge nicht gern aufschiebt.<\/p>\n\n\n\n

\u201eEin gro\u00dfer Bereich, auf den ich fokussieren m\u00f6chte, ist die Ausbildung.\u201c<\/p>\n\n\n\n

Worin siehst du die Hauptpunkte auf deiner Agenda?
KW:<\/strong> Die Frage ist, was die Branche braucht und in welche Richtungen die Entwicklungen gehen. Ein gro\u00dfer Bereich, auf den ich fokussieren m\u00f6chte, ist die Ausbildung. Es ist ja nicht nur so, dass viele Betriebe nicht mehr ausbilden, es gibt auch keinen Pool an Auszubildenden.<\/p>\n\n\n\n

\u201eMenschen ab 18 Jahren f\u00fcr Teilbereiche ausbilden.\u201c<\/p>\n\n\n\n

Was schwebt dir vor?
KW:<\/strong> Wir ben\u00f6tigen neue Ausbildungsmodelle! Damit greife ich nicht die klassische duale Ausbildung an, denn die funktioniert in vielen Betrieben gut. Mein Gedanke ist, Menschen ab 18 Jahren, nach einer Ausbildung bzw. nach der Matura, f\u00fcr Teilbereiche auszubilden. So k\u00f6nnen sie im Salon unterst\u00fctzend t\u00e4tig sein. Diese Leute sollten, beispielsweise \u00fcber ein Modulsystem, so gut ausgebildet werden, dass sich ihnen die M\u00f6glichkeit bietet, auch eine komplette Friseurausbildung absolvieren zu k\u00f6nnen. 

Ausbildung in Modulen – \u00fcber private Friseurschulen oder das WiFi, in welchem du selbst als Trainerin t\u00e4tig bist?
KW:<\/strong> Das sind gerade die ersten Gespr\u00e4che, die ich derzeit z. B. mit der Lehrlingsstelle f\u00fchre, um rechtliche Unterst\u00fctzungen auszuloten, aber auch Ideen, die im Ausschuss diskutiert werden k\u00f6nnen, wie solch eine Ausbildung in der Praxis aussehen und finanziert werden kann. Ob das am Wifi stattfinden kann, in privaten Schulen oder in einem Unternehmen, das gilt es abzukl\u00e4ren. Fakt ist, dass wir keine Zeit zu verlieren haben und es liegt an uns, eine Ausbildung zu kreieren, die auch abseits des Betriebes stattfinden kann.<\/p>\n\n\n\n

2017 wurden die Berufsschulen in Spittal und Villach geschlossen. Alle Friseurlehrlinge m\u00fcssen seitdem nach Klagenfurt. F\u00fcnf Jahre sp\u00e4ter, wie sind die Erfahrungen?<\/strong>
KW:<\/strong> Prinzipiell h\u00e4tte ich es gut gefunden, eine der beiden Schulen, Spittal oder Villach, im K\u00e4rntner Hinterland zu erhalten. Letztlich war es eine politische Entscheidung und es war irgendwann klar, dass es, trotz vieler Gespr\u00e4che und Schreiben vonseiten der Landesinnung, kein Zur\u00fcck geben wird.
Heute denke ich, dass von dieser Zusammenlegung und B\u00fcndelung der Ansprechpartner sowohl die Berufsschullehrer*innen als auch Berufssch\u00fcler*innen profitiert haben. Als l\u00f6sungsorientierter Mensch denke ich immer, dass man mit Ver\u00e4nderungen leben kann und sich neuen Entwicklungen stellen muss. <\/p>\n\n\n\n

Nur noch gesch\u00e4tzt 20 % der Betriebe in \u00d6sterreich bilden aus. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen aber viele. Wie k\u00f6nnten zuk\u00fcnftig die wenigen ausbildenden Betriebe unterst\u00fctzt werden, z.B. durch Transferzahlen \u00e4hnlich dem Sport?
KW:<\/strong> Ich halte nichts davon, dass Betriebe, die nicht ausbilden – aus welchen Gr\u00fcnden auch immer – P\u00f6nale zahlen sollten. Alle Betriebsformen haben ihre Berechtigung. Deshalb w\u00e4re auch eine hochwertige Ausbildung au\u00dferhalb eines Betriebes notwendig, um Fachkr\u00e4fte zu sichern.

Das Geld, das alle Unternehmen in die Wirtschaftskammer einzahlen, wird von uns in der Innung verantwortungsvoll genutzt, in dem wir beispielsweise Lehrlinge mit zus\u00e4tzlichen Trainings unterst\u00fctzen, die Chance von Wettbewerben bieten und Shows veranstalten, bei denen wir immer darauf schauen, dass Lehrlinge davon profitieren k\u00f6nnen. Zudem gibt es zahlreiche F\u00f6rderungen bei Lehrlingsseminaren.<\/p>\n\n\n\n

Downsizing ist ein gro\u00dfes Thema im Handwerk. Du hast selbst knappe 20 Jahre ausgebildet, hattest bis zu 10 Mitarbeiterinnen. Jetzt arbeitest du als EPU? Wie gehst du mit Kritik diesbez\u00fcglich um?
KW:<\/strong> Ich bin seit 27 Jahren selbstst\u00e4ndig und wei\u00df, dass es f\u00fcr mich pers\u00f6nlich derzeit das Beste ist und sehe darin keine Kritik. Aber genau weil diese Kritik gern entsteht, brauchen wir dringend ein zus\u00e4tzliches Ausbildungsmodul, weil es eben immer mehr EPUs gibt.<\/p>\n\n\n\n

\u201eDen Fachkr\u00e4ftemangel k\u00f6nnen wir nicht wegreden, aber vielleicht wird dieser Engpass den Wert unseres Handwerkes (\u2026) anpassen.\u201c<\/em><\/p>\n\n\n\n

Welche Herausforderungen siehst du f\u00fcr 2023 auf die Betriebe zukommen?
KW:<\/strong> Ich m\u00f6chte 2023 positiv beleuchten: Wir haben es geschafft, die L\u00f6hne besser zu gestalten, das ist wichtig und richtig, um die Mitarbeiter*innen, die wir haben, gut zu positionieren. Den Fachkr\u00e4ftemangel k\u00f6nnen wir nicht wegreden, aber vielleicht wird dieser Engpass den Wert unseres Handwerkes dem Wert anderer Handwerker gegen\u00fcber anpassen. Denn wenn du rar bist, bekommst du Mehrwert, wodurch die l\u00e4ngst f\u00e4llige Preiskalkulation stattfinden kann.

Ich beleuchte gern, was positiv gestaltet werden kann. 2023 ist Ansto\u00df zu Positionierung und Preisgestaltung.   <\/p>\n\n\n\n

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\u00dcber Karin Wagner:<\/strong><\/p>\n\n\n\n