imSalon.at<\/a><\/p>\n\n\n\nHerr Kraft, Sie lassen aufhorchen mit einer gro\u00dfen Botschaft: Klipp erh\u00f6ht erneut alle Geh\u00e4lter. Was ist der Hintergrund?
Gottfried Kraft:<\/strong> \u00dcber alle Branchen hinweg gehen Lehrlinge zur\u00fcck, bei den Friseuren jedoch verzeichnen wir im Vergleich den vielen anderen Lehrberufen einen \u00fcberproportionalen R\u00fcckgang. Diese Entwicklung haben wir hinterfragt und aus diesem Grund vom Marktforschungsinstitut Market Agent eine Studie durchf\u00fchren lassen. Ein deutlich \u00fcberdurchschnittlicher Lehrlingsr\u00fcckgang von fast 50 % in nur 10 Jahren ist eine riesige Herausforderung. Und das bringt uns immer wieder zu der einen Frage: Woran liegt das?<\/p>\n\n\n\nWie wurde die Studie aufgebaut?
GK:<\/strong> Wir wollten wissen, a) wie wichtig ist der Beruf in der Bev\u00f6lkerung sowie das Image und b) wer kann sich vorstellen Friseur zu werden und was spricht f\u00fcr, beziehungsweise was gegen den Beruf.<\/p>\n\n\n\nDa bin ich jetzt sehr gespannt auf die Ergebnisse.
GK: <\/strong>56 % der \u00d6sterreicher geben an, wie wichtig ihnen der Friseur ist, bei den Jungen ist das sogar noch h\u00f6her mit 60 %. Das ist ein Top-Ergebnis.<\/p>\n\n\n\nUnd das Image?
GK: <\/strong>Positiv bis sehr positiv sehen das Image 75 % der Befragten. Zur Frage \u201aK\u00f6nnten Sie sich vorstellen Friseur zu werden?\u2018 sagen 16 % der Befragten ja. Das ist eine sensationelle Zahl. Also alle Indikatoren zeigen in die richtige Richtung: Der Besuch ist wichtig, das Image ist gut und es k\u00f6nnen sich sogar 16 % vorstellen Friseur zu werden. Bei den jungen ist es sogar jeder Vierte!<\/p>\n\n\n\nAlso es k\u00f6nnen sich 16 % vorstellen Friseur*in zu werden, aber was h\u00e4lt sie davon ab?
GK:<\/strong> F\u00fcr den Beruf sprechen, der Umgang mit Menschen, Kreativsein und die M\u00f6glichkeit sich selbstst\u00e4ndig zu machen.
Der Hauptgrund gegen den Friseurberuf ist die Bezahlung, was mit Abstand wiederholt an erster Stelle genannt wird. Ob wir es wollen oder nicht, das h\u00e4ngt uns nach \u2013 das wirkt.<\/p>\n\n\n\n\u201eWir k\u00f6nnen hier doch nicht l\u00e4nger die Augen verschlie\u00dfen.\u201c<\/p>\n\n\n\n
Aber genau das wird seit Jahren von allen Seiten immer wieder negiert?
GK: <\/strong>Wir k\u00f6nnen doch nicht so tun, als g\u00e4be es diese Meinung in der Gesellschaft nicht. Egal, was wirklich bezahlt wird \u2013 das ist das gefestigte Bild in der \u00d6ffentlichkeit. <\/p>\n\n\n\nEs gibt Friseure, die gut verdienen. Warum kommt das Drau\u00dfen nicht an?
GK:<\/strong> Das z\u00e4hlt nicht. Auch unsere Friseure verdienen zum Teil sensationelle Pr\u00e4mien dazu, vom Trinkgeld ganz zu schweigen. Was in der Kommunikation z\u00e4hlt, ist der Kollektivlohn, die 9,95 % Erh\u00f6hung im April waren ein erster Schritt. Die einzige L\u00f6sung, die ich sehe, wir m\u00fcssen mit den garantierten Fixl\u00f6hnen weiter in die H\u00f6he.<\/p>\n\n\n\n\u201e\u2026 es wird jetzt nur noch den Klipp Grundlohn geben.\u201c<\/p>\n\n\n\n
Das k\u00f6nnen Sie nicht beeinflussen, was also tun?
GK:<\/strong> Wir zahlen seit diesem Monat ein h\u00f6heres Fixum \u2013 den KLIPP-Grundlohn. Dieser wird in der f\u00fcr uns relevanten Gruppe (6+) knapp 9% \u00fcber dem Kollektiv liegen und damit 18,8% \u00fcber 2022. Bei Lehrlingen sind es sogar durchschnittlich 20% \u00fcber Kollektivlohn. Lehrlinge im dritten Lehrjahr erh\u00f6hen wir sogar um 43,1%. \u2013 das sind 20,4% \u00fcber dem Kollektivlohn.<\/p>\n\n\n\nDas ist ein sehr mutiger Schritt, wird das schon die L\u00f6sung sein?
GK:<\/strong> Nein, das ist ein erster Schritt und diesen Weg m\u00fcssen wir konsequent weiter gehen.<\/p>\n\n\n\n\u201eSich Wohnung, Essen und einen Urlaub leisten zu k\u00f6nnen,
ist ein Hygienefaktor\u201c<\/p>\n\n\n\n
Haben sie das bereits mit Innungen und anderen Filialisten dar\u00fcber gesprochen?
GK<\/strong>: Nein \u2013 nicht explizit. Wir haben zur Unterst\u00fctzung unseres Entscheidungsprozesses die Studie durchgef\u00fchrt und entschieden. Wir wollen, dass eine Frau (\u00fcber 90 % unserer Mitarbeiterinnen sind Frauen), die bei uns arbeitet, ihr Leben bestreiten kann. Eine alleinstehende Frau soll sich eine Wohnung, Essen und einen Urlaub leisten k\u00f6nnen. Das sind f\u00fcr mich Hygienefaktoren, diese m\u00fcssen stimmen. Denn der Teich, in denen alle nach Mitarbeitern fischen, wird nicht gr\u00f6\u00dfer \u2013 nur sind wesentlich mehr Fischer aus anderen Branchen zugange, die uns hier das Leben schwer machen.<\/p>\n\n\n\nKlipp hat bereits im Januar die Preise um durchschnittlich 10 % angehoben, wird es weitere Preisanpassungen geben?
GK: <\/strong>Im Moment sind keine weiteren Preiserh\u00f6hungen geplant.<\/p>\n\n\n\nWie finanzieren Sie diese Erh\u00f6hung?
GK:<\/strong> Einen Teil decken wir durch Preiserh\u00f6hung ab, der Rest geht auf unseren Ertrag.<\/p>\n\n\n\nWie wurden denn die Preiserh\u00f6hungen von Kundinnen aufgenommen?
GK:<\/strong> Vereinzelt gab es in den ersten Wochen vor allem am Land ein paar Kommentare. Aber insgesamt war es kein wirkliches Thema.<\/p>\n\n\n\nWie schult man Mitarbeiter in ihrer Betriebsgr\u00f6\u00dfe darauf, \u00fcber Preiserh\u00f6hungen zu sprechen?
GK:<\/strong> Wir haben ein neues Format, Klipp live. In Live-Schaltungen zu allen Mitarbeiterinnen berichten und erkl\u00e4ren wir, was wir machen. Auf die Ank\u00fcndigung der Lohnerh\u00f6hung haben alle super reagiert und sich bedankt.
Wir erkl\u00e4ren aber auch, dass das nur geht, wenn wir den Weg gemeinsam gehen, es ist ein Kreislauf: Wir erh\u00f6hen die Preise, damit wir Geh\u00e4lter anheben k\u00f6nnen. Und das geht nur, wenn die Qualit\u00e4t unserer Dienstleistung passt! Das entscheidet letztendlich der Kunde.<\/p>\n\n\n\nEin anderes Ergebnis in der Studie \u00fcberrascht mich: \u201aMan will nicht mit schwierigen Kunden zu tun haben\u2018 ist der zweith\u00e4ufigste Grund, der gegen die Berufswahl Friseur spricht. Was kann man dagegen unternehmen?
GK:<\/strong> Ein gro\u00dfer Abgang kam bei uns nach Corona, als viele Friseure die Branche verlie\u00dfen. Wir f\u00fchren mit vielen Mitarbeitern Exit-Gespr\u00e4che. Das Hauptargument f\u00fcr das Weggehen war: \u201aIch mag nicht mehr mit Kunden arbeiten.\u2018 Das ist ein gro\u00dfes Thema, das wir alle miteinander nicht untersch\u00e4tzen d\u00fcrfen.<\/p>\n\n\n\nWie bereiten Sie ihre Lehrlinge darauf vor?
GK: <\/strong>Wir haben ein eigenes Social Fitness Programm entwickelt. Im ersten Lehrjahr fokussieren wir im Coaching darauf, wie man im Team ankommt und mit Kollegen umgeht. Im zweiten Lehrjahr trainieren wir den Umgang mit Kunden, aber auch wie man sich selbst darauf einstellt. Im dritten Lehrjahr geht es dann um Resilienz und worauf man bei sich selbst achten muss, um nicht auszubrennen. Das begleiten wir \u00fcber 3 Lehrjahre.<\/p>\n\n\n\nSie haben hierf\u00fcr externe Coaches?
GK:<\/strong> Ja, aber auch unsere Ausbildner bilden wir dahingehend aus.<\/p>\n\n\n\nDas ist sehr spannend, denn hier liegen auch viele aktuelle Problematiken verborgen, die den Umgang der Generationen betreffen.
GK:<\/strong> Tats\u00e4chlich beobachten auch wir das. Alte Prinzipien kann man der neuen Generation nicht einfach \u00fcberst\u00fclpen. Hier m\u00fcssen wir an eingefahrenen Mindsets, vor allem an unseren eigenen, arbeiten, darin sehen wir einen Schl\u00fcssel. Wir haben aber auch noch nicht die perfekte L\u00f6sung gefunden.<\/p>\n\n\n\nStichwort 4-Tage-Woche, dar\u00fcber wird viel geschrieben? Wie geht man damit um?
GK:<\/strong> Ja! Dar\u00fcber wird zu viel berichtet! Vor allem \u201aSamstag frei\u2018 zu haben ist ein gro\u00dfes Thema. Hier arbeiten wir an Dienstplan-Modellen, um dies verst\u00e4rkt zu erm\u00f6glichen. Eine gro\u00dfe Herausforderung ist die Lohn- und Abgabenentwicklung, der Finanzminister verdient an jeder Gehaltserh\u00f6hung ma\u00dfgeblich mit. Und das finde ich bitter.<\/p>\n\n\n\nWie sieht es aus mit Lobbyarbeit? Haben Sie Kontakte in die Politik?
GK:<\/strong> Ja, punktuell. Aber Lobbyarbeit funktioniert nur dann, wenn man sie dauerhaft mit Druck betreibt. Ich habe ein Unternehmen zu f\u00fchren und nicht die Zeit, permanent dranzubleiben. Ich denke, man muss dringend \u00fcberlegen, einen Teil der Kammerumlage in professionelle, fixe Lobbyressourcen zu investieren. Bei aller Wertsch\u00e4tzung f\u00fcr deren Einsatz \u2013 aber kein Innungsmeister dieser Welt hat die Zeit, das Netzwerk und auch nicht die Konstanz, das leisten zu k\u00f6nnen. Sie oder er ist ja prim\u00e4r Unternehmerin und hat ein Gesch\u00e4ft zu f\u00fchren.<\/p>\n\n\n\nGibt es hierzu Gespr\u00e4che mit der Innung?
GK<\/strong>: Die Innung ist Opfer ihrer eigenen Struktur, daf\u00fcr k\u00f6nnen die Vorsitzenden nichts. Es gibt inklusive Bundesinnung 10 verschiedene Innungen f\u00fcr unser kleines \u00d6sterreich! Da werden Kr\u00e4fte von Anfang an geschw\u00e4cht. Daher ist es so wie es ist und ich bin \u00d6sterreicher genug zu wissen, dass sich hier auch in Zukunft nichts \u00e4ndern wird. Viele Vertreter der Innung hauen sich ins Zeug \u2013 k\u00f6nnen aber bei wesentlichen Themen einfach nichts ausrichten! Ich finde es z.B. gut, dass gerade die Digitalisierung der Ausbildungsinhalte thematisiert wird, da unterst\u00fctzt die Innung gut. Auch die aktuelle Werbekampagne finde ich ansprechend. Aber die Struktur verhindert Schlagkraft. Nicht umsonst gibt es einen Industriellenverein, einen Hoteliers- oder Handelsverband \u2013 dort wird au\u00dferhalb der Wirtschaftskammer konsequent und sehr erfolgreich Lobbyismus betrieben.<\/p>\n\n\n\nWeshalb gibt es keine Friseurvereinigung?
GK:<\/strong> Jeder ist aktuell \u2013 und das meine ich nicht sarkastisch \u2013 mit sich und den aktuellen Herausforderungen sehr besch\u00e4ftigt. Wir gehen jetzt diesen Weg und den kommunizieren wir bewusst nach au\u00dfen. Ich will das leidige Thema \u201eGehalt\u201c angehen und wir machen das jetzt.<\/p>\n\n\n\nWie entwickelt sich aktuell das Salongesch\u00e4ft?
GK:<\/strong> Das Gesch\u00e4ft l\u00e4uft super.<\/p>\n\n\n\nHat sich das Besuchsverhalten der Kunden ver\u00e4ndert?
GK:<\/strong> Was wir bemerken ist, dass es die klassischen Schwankungen und Peaks wieder vermehrt gibt, Str\u00f6me verteilen sich noch nicht so gleichm\u00e4\u00dfig, wie noch vor Corona. Leider schicken wir in bestimmten Regionen Kunden weg, weil wir nicht gen\u00fcgend Mitarbeiterinnen haben.<\/p>\n\n\n\nAber wo wird dann die Dienstleistung stattfinden? Alles Schwarzarbeit?
GK:<\/strong> Ich tue mir sehr schwer, diesen Bereich einzusch\u00e4tzen. Ich kritisiere hier allerdings nicht einzelne Marktteilnehmer, wie die Barbershops, sondern die \u00f6ffentliche Hand, die rein gar nichts daf\u00fcr tut, zu schauen, wer ehrlich arbeitet und wer nicht. Es gibt so viel offensichtliche Stellen, wo weggeschaut wird. Das schadet nur den ehrlichen Unternehmen \u2013 egal ob gro\u00df oder klein! Das kritisiere ich!<\/p>\n\n\n\nVielen Dank Herr Kraft f\u00fcr das offene Gespr\u00e4ch und eine interessante Studie.<\/strong><\/p>\n\n\n\nIhr wollt auch bei KLIPP Fris\u00f6r arbeiten? <\/strong>
Bei uns findet Ihr alle offenen JOBs sowie Ausbildungspl\u00e4tze! <\/p>\n\n\n\n