Zu Herrn Guido Paars \u201eF\u00fchrung \u2013 ein Dilemma?\u201c erlaube ich mir wie folgt zu erg\u00e4nzen:<\/strong><\/h2>\n\n\n\nGerade in dem Abschnitt mit dem \u201eWeitergeben\u201c und der \u201eUnterst\u00fctzung\u201c in einer Arbeitsgemeinschaft und dem \u201eMitmachen\u201c ist in der heutigen Zeit so vieles verloren gegangen. Die Jugendlichen beteiligen sich nicht mehr an der Gemeinschaftlichkeit und an der Unterst\u00fctzung gegenseitig, nicht zuletzt, weil sie nicht ausreichend gelernt haben, respektvoll mit Gleichaltrigen wie auch mit \u00c4lteren und J\u00fcngeren umzugehen.<\/p>\n\n\n\n
Woher kommt das?<\/h2>\n\n\n\n Unsere Gesellschaft hat sich insofern ver\u00e4ndert, als es keine Gro\u00dffamilien mehr gibt. Da ist nicht mehr die Gro\u00dfmutter, die unterst\u00fctzend nachmittags mit dem Kind besch\u00e4ftigt ist, wo das Kind vielleicht beim Backen hilft oder der Gro\u00dfvater, der dem Jungen zeigt, wie man mit Holz umgeht. Diese unterst\u00fctzenden Ma\u00dfnahmen waren gleichzeitig auch Hilfen in dem \u201eWeitergehen\u201c, indem man mit anpackt und unterst\u00fctzend t\u00e4tig. Das ist verloren gegangen.<\/p>\n\n\n\n
Eltern sind in der Regel Vollzeitbesch\u00e4ftigt. Wenn der Vater abends schon nach Hause gekommen ist, v\u00f6llig ermattet in den Sessel f\u00e4llt und dann die Mutter heimkommt, so wird das Kind, hier am Beispiel Tobias, mit gro\u00dfer Wahrscheinlichkeit auf sie zulaufen und unbedingt ein Eis einfordern. Die Mutter wird erstmal Nein sagen und darum bitten, erstmal in Ruhe gelassen zu werden. Tobias wird nicht aufh\u00f6ren, weiterhin ein Eis haben zu wollen und die Mutter wird ein zweites Mal Nein sagen. Bis dass dem Tobias einf\u00e4llt, dass der Vater das schon erlaubt habe. Die Mutter ist erstaunt, h\u00e4tte sie nichts von gewusst, und schlussendlich gibt sie nach. Jetzt wei\u00df Tobias, welchen Knopf er zu dr\u00fccken hat. Beim n\u00e4chsten Mal wird er \u00e4hnliches mit seinem Vater versuchen und vielleicht einen anderen Wunsch erbitten. Und wieder wird er die Mutter vorschieben, dass diese das erlaubt habe usw. Das Kind hat also gelernt, sich das zu holen, was es haben m\u00f6chte und wenn die Eltern sofort nachgeben, dann wird das Verhalten auch so bleiben: oppositionell, seine W\u00fcnsche anzubringen, diese einzufordern und so werden die Eltern erpresst.<\/strong><\/p>\n\n\n\n\u00c4hnliches geschieht im Schulunterricht. Auch dort ist ein deutlich respektloser Umgang den Lehrern gegen\u00fcber zu vermerken.<\/p>\n\n\n\n
Die Jugendlichen haben also rechtzeitig gelernt, wie sie ihre W\u00fcnsche in den Vordergrund stellen, alles einfordern und wissen sie auch, dass, wenn nicht nachgegeben wird, man in Sorge sein m\u00fcsse, dass sie den Dienst wieder quittieren. Folglich reagieren wahrscheinlich auch alle Meister und Ausbilder \u00e4hnlich und geben den W\u00fcnschen der Jugendlichen oder Adoleszenten nach.<\/p>\n\n\n\n
Hier sei ein zweites Beispiel aufgef\u00fchrt:<\/p>\n\n\n\n
Besagter Tobias sitzt z.B. in einem Karton. Wenn ihm etwas nicht passt, dann st\u00f6\u00dft er mit beiden Armen rechts und links die jeweiligen Kartonw\u00e4nde heraus. Wenn es wieder gegen seinen Willen geht und er unbedingt etwas haben m\u00f6chte, lehnt er sich heftig zur\u00fcck und dr\u00fcckt die hintere Wand des Kartons raus. Reicht das immer noch nicht und er hat seinen Dickkopf immer noch nicht durchgekriegt, wird er nach vorne mit den F\u00fc\u00dfen die Wand raustreten und wenn ihm dann die Hutschnur platzt, wird er aufstehen und mit aller Wucht auf den Boden stampfen, damit ist dann auch der letzte Halt dieses Kartons, n\u00e4mlich der Boden, verloren gegangen. Und jetzt? Das Kind schwebt im luftleeren Raum. Das ist erstmal nett, da gibt es keine Grenzen, da gibt es keine F\u00fchrung, da kann jeder machen, was er will. Das funktioniert aber nicht lange. Denn jedes Kind braucht eine F\u00fchrung, braucht eine Hand, die es h\u00e4lt, um es zu leiten und ihm zu zeigen, wie es den richtigen Weg gehen kann.<\/p>\n\n\n\n
Und hier sind die Erwachsenen gefordert, rechtzeitig dies den Kindern im h\u00e4uslichen Umfeld beizubringen, den roten Faden nicht zu verlieren<\/strong>, immer sich an der Orientierung der Eltern zu halten, denn die haben das Leben bis hierin gut gelebt und wissen, wie es geht.<\/p>\n\n\n\nGenauso ist es im Arbeitsleben. Der Meister wei\u00df, was er geleistet hat, wie er den Laden zu leiten hat und wie es f\u00fcr den gesamten Betrieb am besten ist. Aber es muss auch von den Jugendlichen respektiert werden.<\/strong><\/p>\n\n\n\nEs liegt also an uns Erwachsenen oder auch Meistern und Lehrenden, den Widerstand insofern aufzubiegen, konsequent zu bleiben, nicht einzuknicken, wenn junge Leute ihren Dickkopf durchsetzen wollen. Immer wieder hinzuweisen, dass nur eine Gemeinschaft gut aufeinander eingestellt das Funktionieren eines Betriebes erhalten kann. Wenn einer ausbricht, kann das f\u00fcr den gesamten Betrieb bzw. das ganze Unternehmen sch\u00e4dlich sein. Diesen Widerstand, diese Konsequenz m\u00fcssen die Kinder schon im Elternhaus erlernen. Es reicht nicht, wenn man erst im Arbeitsleben damit beginnt.<\/p>\n\n\n\n
Somit ein unbedingter Appell an alle Eltern: Konsequent zu bleiben, Leithammel zu bleiben, zu loben, wenn gelobt werden soll, aber auch immer eine sch\u00fctzende Hand im R\u00fccken des Kindes zu haben und deutlich zu machen, dass mit der Hilfe der Erwachsenen und der Unterst\u00fctzung das Leben eines jungen Menschen im neuen Arbeitsfeld gelingen kann. Dazu geh\u00f6ren aber auch mal Konsequenzen, will man den eingeschlagenen Weg nicht verlieren.<\/p>\n\n\n\n
\nDr. med. Monika Herma-Boeters ist Fach\u00e4rztin f\u00fcr Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie<\/em><\/p>\n<\/blockquote>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"Wie f\u00fchren wir die n\u00e4chste Generation? Indem wir lernen, sie zu verstehen. Dr. med. Monika Herma-Boeters ist Fach\u00e4rztin f\u00fcr Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie und antwortet auf Guido Paars Gedanken. Kommentar von Dr. med. Monika Herma-Boeters Zu Herrn Guido Paars \u201eF\u00fchrung \u2013 ein Dilemma?\u201c erlaube ich mir wie folgt zu erg\u00e4nzen: Gerade in dem Abschnitt mit […]<\/p>\n","protected":false},"author":8,"featured_media":42311,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_acf_changed":false,"site-sidebar-layout":"default","site-content-layout":"","ast-site-content-layout":"default","site-content-style":"default","site-sidebar-style":"default","ast-global-header-display":"","ast-banner-title-visibility":"","ast-main-header-display":"","ast-hfb-above-header-display":"","ast-hfb-below-header-display":"","ast-hfb-mobile-header-display":"","site-post-title":"","ast-breadcrumbs-content":"","ast-featured-img":"","footer-sml-layout":"","theme-transparent-header-meta":"","adv-header-id-meta":"","stick-header-meta":"","header-above-stick-meta":"","header-main-stick-meta":"","header-below-stick-meta":"","astra-migrate-meta-layouts":"set","ast-page-background-enabled":"default","ast-page-background-meta":{"desktop":{"background-color":"","background-image":"","background-repeat":"repeat","background-position":"center center","background-size":"auto","background-attachment":"scroll","background-type":"","background-media":"","overlay-type":"","overlay-color":"","overlay-opacity":"","overlay-gradient":""},"tablet":{"background-color":"","background-image":"","background-repeat":"repeat","background-position":"center center","background-size":"auto","background-attachment":"scroll","background-type":"","background-media":"","overlay-type":"","overlay-color":"","overlay-opacity":"","overlay-gradient":""},"mobile":{"background-color":"","background-image":"","background-repeat":"repeat","background-position":"center center","background-size":"auto","background-attachment":"scroll","background-type":"","background-media":"","overlay-type":"","overlay-color":"","overlay-opacity":"","overlay-gradient":""}},"ast-content-background-meta":{"desktop":{"background-color":"var(--ast-global-color-5)","background-image":"","background-repeat":"repeat","background-position":"center center","background-size":"auto","background-attachment":"scroll","background-type":"","background-media":"","overlay-type":"","overlay-color":"","overlay-opacity":"","overlay-gradient":""},"tablet":{"background-color":"var(--ast-global-color-5)","background-image":"","background-repeat":"repeat","background-position":"center center","background-size":"auto","background-attachment":"scroll","background-type":"","background-media":"","overlay-type":"","overlay-color":"","overlay-opacity":"","overlay-gradient":""},"mobile":{"background-color":"var(--ast-global-color-5)","background-image":"","background-repeat":"repeat","background-position":"center center","background-size":"auto","background-attachment":"scroll","background-type":"","background-media":"","overlay-type":"","overlay-color":"","overlay-opacity":"","overlay-gradient":""}},"footnotes":""},"categories":[164,15],"tags":[],"class_list":["post-42310","post","type-post","status-publish","format-standard","has-post-thumbnail","hentry","category-ausbildung","category-news"],"acf":[],"yoast_head":"\n
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