{"id":42350,"date":"2021-07-20T14:16:00","date_gmt":"2021-07-20T12:16:00","guid":{"rendered":"https:\/\/jokira.at\/?p=42350"},"modified":"2024-02-20T14:21:27","modified_gmt":"2024-02-20T13:21:27","slug":"corina-hahn-azubis-machen-alles-bis-hin-zum-wareneinkauf","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/jokira.at\/news\/corina-hahn-azubis-machen-alles-bis-hin-zum-wareneinkauf\/","title":{"rendered":"Corina Hahn: Azubis machen alles bis hin zum Wareneinkauf"},"content":{"rendered":"\n

Mit eigenem Azubi-Salon startet Corina Hahn im Herbst in ein neues Ausbildungskonzept. Denn trotz sinkender Ausbildungszahlen in der heimischen Branche bleiben ihre konstant.<\/h3>\n\n\n\n

Im Interview mit Katja Ottiger<\/em> | imSalon.de<\/a><\/p>\n\n\n\n

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\u201eJungstylisten sollen sich im \u201eRookie-Salon\u201c austoben
und entwickeln k\u00f6nnen.\u201c<\/p>\n<\/blockquote>\n\n\n\n

Ein eigener Azubisalon \u2013 wie kam es dazu?<\/strong>
Corina Hahn:<\/strong> Obwohl das immer einer meiner Tr\u00e4ume war, war es jetzt doch Zufall. Ich habe ein Gesch\u00e4ft Wand an Wand zu unserem Salon dazu mieten k\u00f6nnen. Im Zeichen von C (Corona, Anm.)<\/em> hatten wir immer wieder Platzprobleme, die wir damit l\u00f6sen konnten. Und um unsere Platzerweiterung optimal auszunutzen, wird der Salon von Montag bis Donnerstag zum Azubisalon.Denn wir m\u00f6chten ein neues Ausbildungskonzept etablieren, bei dem sich Jungstylisten nach der Ausbildung ein halbes Jahr oder l\u00e4nger im \u201eRookie-Salon\u201c austoben und entwickeln k\u00f6nnen. Denn ein sch\u00fcchterner Mensch braucht eine B\u00fchne zum Tanzen, um mit der Zeit wachsen zu k\u00f6nnen.<\/p>\n\n\n\n

Wie soll der Azubisalon praktisch ablaufen?<\/strong>
CH:<\/strong> Wir haben zehn Leute in Ausbildung, verteilt auf drei Salons. Ab dem 2. Lehrjahr geht es f\u00fcr jeden Lehrling regelm\u00e4\u00dfig in den \u201eAzubisalon\u201c. Zwei Jungstylisten, die jetzt ihre Pr\u00fcfung haben, werden feste Mitarbeiter sein und dort als Leader die Jungen unterst\u00fctzen. Ihnen zur Seite steht eine Ausbilderin, wechselnd aus unseren anderen Salons. Das 1. Lehrjahr bleibt in den Salons f\u00fcr die Basics und die Assistenzen, denn wir terminieren mit den Azubis.<\/p>\n\n\n\n

Und die Aufgabengebiete im eigenen Azubisalon?<\/strong>
CH:<\/strong> Wir wollen, dass sie das Lernfeld \u201eSalonorganisation\u201c, dass sie in der Berufsschule haben, bei uns von der Theorie in die Praxis umsetzen und damit lernen, Verantwortung f\u00fcr alle Bereiche zu \u00fcbernehmen. So k\u00f6nnen sie sich selbstst\u00e4ndig organisieren, Termine vereinbaren, sp\u00e4ter auch die Kasse machen und unter Anleitung der Leader eigene Prozesse festlegen. Kurzum alles bis hin zum Wareneinkauf.<\/p>\n\n\n\n

Birgt dieses System finanzielle Anreize f\u00fcr Auszubildende?<\/strong>
CH:<\/strong> Im Moment zahlen wir unsere Lehrlinge nach Tarif, unsere Friseure bekommen Leistungslohn. Vielleicht w\u00e4re das aber ein Konzept bei den Rookies.

Was sagen die Azubis zum eigenen Salon?<\/strong>
CH:<\/strong> Die einen freuen sich, andere haben etwas Angst, ab dem zweiten Lehrjahr bereits am Kunden zu arbeiten.<\/p>\n\n\n\n

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\u201eIch f\u00fchre, in dem ich meine Mitarbeiter in ein Gef\u00fchl f\u00fchre.\u201c<\/p>\n<\/blockquote>\n\n\n\n

Corona war auch f\u00fcr Lernende eine Herausforderung. Was hat sich bei den Azubis ver\u00e4ndert?
CH:<\/strong> Sie sind sensibler in der Wahrnehmung geworden, ihren Arbeitsplatz verlieren zu k\u00f6nnen. In der Berufsschule haben sie teilweise mitbekommen, dass Lehrlinge anderer Salons entlassen wurden. In unserem Unternehmen lebe ich eine gro\u00dfe Transparenz. Ich f\u00fchre, in dem ich meine Mitarbeiter in ein Gef\u00fchl f\u00fchre. Ich nehme sie mit und zeige auch die Zahlen auf: Denn wir sitzen in einem 16-er Ruderboot und m\u00fcssen zusammen ans Ziel in der gleichen Richtung.<\/p>\n\n\n\n

Sind Azubis mit solchen Erfahrungen engagierter?
CH:<\/strong> Das ist eine gute Frage, \u00fcber die ich wirklich nachdenken muss \u2026
Ich bemerke bei jedem Schritt, den sich machen, dass sie besser und selbstbewusster und damit automatisch auch flei\u00dfiger werden.<\/p>\n\n\n\n

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\u201eAusbildung ist Freud und Leid zugleich.. Ja und Ausbildung kostet Geld und Nerven\u201d<\/p>\n<\/blockquote>\n\n\n\n

Immer weniger Unternehmer bilden aus. Wie finden Sie das?<\/strong>
CH:<\/strong> Ich verfolge immer wieder diese Diskussionen egal ob bei Vereinen oder Verb\u00e4nden und nat\u00fcrlich auch bei Social Media. Dass viele keinen Bock mehr haben auszubilden, ist ja kein neues Problem. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es ganz viele Entt\u00e4uschungen, aber auch viele \u201eMagic Moments\u201c bei den Entwicklungen der Jugendlichen gibt. Ich finde, es balanciert sich immer wieder aus. Ausbildung ist Freud und Leid und mit viel Arbeit  und Kosten verbunden.

Wie geht es Ihnen, wenn ausgelernte Azubis von Salons abgeworben werden, die das Geld, statt in Ausbildung, lieber ins Einstiegsgehalt fertiger Jungstylisten stecken?<\/strong>
CH:<\/strong> Das \u00e4rgert mich nicht mehr. Es ist, wie es ist. Mein Ego ist da nicht mehr so gro\u00df. Wenn das Catching in den Berufsschulen losgeht \u2026 ich kann es nicht verhindern! Ich sehe es eher mit Stolz, dass jemand meinen Lehrling haben will. Auch wenn das leichter klingt, als es ist.

Ein Azubi, der den Salon freiwillig verl\u00e4sst \u2013 nimmt man das pers\u00f6nlich?
CH:<\/strong> In der Tat! Fr\u00fcher gab es Momente, in denen ich mich wieder kultivieren und zur\u00fccknehmen musste. Vor allem dann, wenn man glaubt, dass es besonders gut l\u00e4uft und einem jemand ans Herz gewachsen ist. Nat\u00fcrlich kann ich niemanden an mich binden.

Ver.di fordert eine \u25ba
Umlagefinanzierung<\/a> f\u00fcr die, die nicht ausbilden. <\/strong>Was halten Sie davon?<\/strong>
CH:<\/strong> Alle \u00fcber einen Kamm scheren, ist schwierig. Es gibt verschiedene Gr\u00fcnde, warum die Leute nicht mehr ausbilden. Manche haben keine Meisterpr\u00fcfung, andere kein Interesse oder k\u00f6nnen aus gesundheitlichen Gr\u00fcnden nicht ausbilden. Oder sie bekommen keine Bewerbungen. Die Bocklosen unter denen werden Sie nie herausfiltern k\u00f6nnen.
Ich w\u00fcrde sagen, in diesem Jahr hatten wir Gl\u00fcck, denn im Herbst werden wir vier neue Lehrlinge aufnehmen.<\/p>\n\n\n\n

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\u201eIch bin robuster geworden und m\u00f6chte keine Schlaftabletten mehr durchziehen.\u201c<\/p>\n<\/blockquote>\n\n\n\n

Wie l\u00e4uft es denn mit den Bewerbungen?
CH:<\/strong> In den letzten Jahren habe ich folgende Erfahrungen gemacht: Wenn die Bewerbungszeit losgeht und alle Unternehmer mit den Hufen scharren und auf den Bewerberregen warten, ist zumeist nicht das richtige dabei. Bei uns sind es die kurzfristigen Bewerber Ende Mai, Anfang Juni. Allerdings auch nicht mehr so viele wie in fr\u00fcheren Jahren. Da waren es im Januar manchmal 70 Bewerbungen, jetzt sind es vielleicht 10. Und ich bin n\u00fcchtern genug, die Probezeit abzuwarten, erst dann z\u00e4hlen wir nach. Denn ich bin robuster geworden und m\u00f6chte keine Schlaftabletten mehr durchzuziehen.<\/p>\n\n\n\n

Sie sind Intercoiffeurin und seit kurzem im Vorstand der Intercoiffure Deutschland. Wir gratulieren!<\/strong>
CH:<\/strong> Vielen Dank! Ich bin eine leidenschaftliche Friseurin mit einer gro\u00dfen Liebe f\u00fcr die Branche und seit fast 20 Jahren Intercoiffeurin. Jetzt habe ich die Gelegenheit bekommen, in den Vorstand aufzusteigen. Wahrscheinlich h\u00e4tte ich mich nie von allein beworben, aber ich wurde empfohlen. F\u00fcr mich war immer klar, dass ich, wenn wir etwas bewegen k\u00f6nnen, ein Teil davon sein m\u00f6chte. Im Moment laufen die Vorbereitungen f\u00fcr das \u25ba
Intercoiffure Festival<\/a><\/strong> im September.

Wie hilft Ihnen das Netzwerk der Intercoiffure?<\/strong>
CH:<\/strong> Die Intercoiffeure haben mich im ersten Lockdown getragen und aufgefangen. Was unser Pr\u00e4sident Markus Herrmann mitin dieser Zeit auf die Beine gestellt hatte, ist beeindruckend. Anfangs haben wir uns jeden Morgen online getroffen, sp\u00e4ter dann w\u00f6chentlich. Mitzubekommen, dass alle \u00e4hnliche Problematiken hatten, formt eine Gruppe nachhaltig. Solch eine Unterst\u00fctzung h\u00e4tte ich weder bei der Handwerkskammer noch in der Innung noch beim Zentralverband bekommen und bin sehr dankbar f\u00fcr diese Gemeinschaft.<\/p>\n\n\n\n

\u00dcber Corina Hahn<\/strong>:<\/p>\n\n\n\n