Unter dem Titel “Start neuer digitaler Lehrberufe 2019” findet sich auch die Friseur-Lehre. FriseurIn wird digital?!
Das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort ließ nun mit einer etwas sonderbaren Presseaussendung aufhorchen.
Wir haben bei Innungsmeister Wolfgang Eder nachgefragt und erfahren, mit der Digitalisierung kommt viel mehr noch: Ein ganz neues Berufsbild für FriseurIn/HairstylistIn!
Was fällt weg, was ist neu und warum bitte dauert das so lange?
Noch im Januar wird das neue Berufsbild für Friseure, welches als Grundlage der Friseurlehre dient, unterzeichnet.
Was sich ändert und wann es greifen wird, erfuhren wir von Bundesinnungsmeister Wolfgang Eder.
imSalon: Wolfgang, 2019 scheint es soweit zu sein, es kommt ein neues Berufsbild für den Friseur. Darüber gesprochen wurde ja schon lange!
Wolfgang Eder: Korrekt! Seit 8 Jahren arbeiten wir daran, in den nächsten Wochen wird es von der Bildungsministerin unterzeichnet.
Was ändert sich genau?
WE: Ich bin sehr stolz das Berufsbild nun endlich entstaubt zu haben. Hauptsächlich wird der umfangreiche Bereich des Perückenmachens und damit verbundenen Haararbeiten aus dem Berufsbild herausgenommen. Es werden nur noch Kenntnisse zu Perücken, Extensions und Haarverdichtung erarbeitet.
Die dadurch frei werdenden Zeiten sollen dann in anderen Bereichen sinnvoll genutzt werden können. Diese sind:
- Fokus soll zukünftig vermehrt auf Praxisarbeit in Basistechniken liegen. Das war eine starke Forderung von uns und vom Markt
- Make-up und Visagistik wird umfangreicher aufgenommen, allerdings wird der Begriff Visagistik nicht auftauchen, da er den Kosmetikern exklusiv zugeordnet wird
- Digitalisierung wird Bestandteil sein, damit gemeint sind Kenntnisse im Umgang mit Salon-Software, Registrierkassen und Onlineterminierungsprogrammen. Man beachte das Digitalisierung natürlich derzeit ein Modewort ist, dass in allen Branchen starken Fokus einnimmt
Und wie heißt das Berufsbild hinkünftig, Perückenmacher entfällt ja wohl?
WE: Das wird in den kommenden Wochen festgelegt, aber wahrscheinlich schlicht „Friseur/ Hairstylist“.
Wie sich der Friseur nach der Ausbildung nennt, das ist ja dann eh eine individuelle Geschmacksache.
Jetzt hat das alles so lange gedauert, wann greift es denn nun konkret?
WE: Es gab ja heftige Diskussionen mit den Sozialpartnern. Ministerin Schramböck hat irgendwann angekündigt, das Berufsbild auch zu unterzeichnen,
wenn es keine Einigung gibt. Das ist nun im Januar 2019 der Fall.
Was passiert dann mit dem unterzeichneten neuen Berufsbild?
WE: Das neue Berufsbild wird dann ans Unterrichtsministerium weitergeleitet, auf dessen Basis dort dann ein neuer Lehrplan erstellt wird.
Wir hoffen hier unsere Wünsche einbringen zu können.
Was heißt Wünsche einbringen, redet die Friseurinnung denn bei Lehrplänen nicht mit?
WE: Leider kann die Innung nicht sagen „Wir hätten gerne 15 Stunden Haareschneiden im Lehrplan“.
Wir dürfen uns das wünschen und hoffen, dass es aufgenommen wird. Das sind sehr diplomatische Vorgänge.
Und dann?
WE: Es wird ein Bundeslehrplan erstellt. Die einzelnen Bundesländer haben dann 1 Jahr Zeit, um ihre eigenen Lehrpläne entsprechend Bundeslehrplan zu gestalten.
Können wir das in einen für mich verständlichen Zeitplan packen?
WE: (lacht) Na ja: 2019 sollte der Bundeslehrplan stehen, 2020/21 dann die Landeslehrplane und 21/22 werden diese dann spätestens unterrichtet.
Das klingt nach einer wunderbar österreichischer Bürokatiestrapaze. Glückwunsch an Dich und die Innung für euer Durchhaltevermögen!
Zukünftige Friseur-Lehrlinge dürfen sich dann ab 2022 auf neue Lehrinhalte freuen.
DANKE Wolfgang für das Gespräch.