Weniger Friseurinnen und Friseure, fehlende Lehrlinge, 51% Kleinunternehmer, immer mehr EPUs und die große Frage, wohin wird das führen?
Um einen aussagekräftigen Gesamtüberblick über das österreichische Friseurhandwerk zu erlangen, haben wir alle verfügbaren Daten aus den Quellen der WKO, Statistik Austria und AMS zusammengetragen, ergänzt und aufbereitet.
Einige Daten sind noch nicht auf dem Stand 2023, da diese erst im Jahresverlauf 2024 veröffentlicht werden. Wir werden den Beitrag entsprechend und regelmäßig aktualisieren.
Alle Angaben sind ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit.
Beschäftigte/ Arbeitsmarkt
16.007 Friseurinnen*Friseure waren 2023 im österreichischen Friseurhandwerk bei 3.965 Arbeitgeberunternehmen beschäftigt gemeldet. Das sind 2,2% weniger unselbstständig Beschäftigte als 2022, und bedeutet einen Rückgang von 20% im Vergleich zum Vor-Coronajahr 2019.
Beschäftigte sind mit einem Anteil von 15,3% Lehrlinge sowie 14%geringfügig Beschäftigte.
Geringfügige Beschäftigungen
2022 sind 2.223, also 14% der Mitarbeitenden in den Salons, geringfügig beschäftigt.
Beschäftigung nach Gender: Mehr Männer, weniger Frauen
Verändert hat sich in den vergangenen 10 Jahren die Relation Friseur/ Friseurin.
2012 lag der Anteil männlicher Friseure noch bei 7,2%, 2022 liegt der Anteil bereits bei 15,4%. Die Anzahl der Männer im Berufsfeld Friseur ist 2022 zu 2012 um 71% gestiegen.
Der erhöhte Anteil männlicher Friseure liegt auch am überproportional starken Rückgang weiblicher Friseure. So gab es 2022 28% weniger Frauen im Vergleich zu 2012, wo der Anteil von Friseurinnen noch bei 93% lag. Ein Viertel weniger Frauen in 10 Jahren führt 2022 zu einem Friseurinnen-Anteil von 85%.
Beschäftigungsausmaß
Vollzeit arbeiteten 48% der unselbstständig Beschäftigten im Jahr 2022, 52% waren Teilzeit gemeldet.
Ausländeranteil Beschäftigte Friseur&Kosmetikhandwerk
Die Integrationsleistung des Friseurhandwerks spielt eine wichtige Rolle. 2023 lag der Ausländeranteil bei Beschäftigten in Friseur&Kosmetiksalons laut AMS bei 29%.
Die Anzahl der Beschäftigten mit ausländischer Staatsbürgerschaft hat sich seit 2010 nahezu verdreifacht. Im gleichen Zeitraum ging die Anzahl österreichischer Beschäftigter um 27% zurück.
Ein Splitt nach Fachgruppe ist laut AMS nicht möglich.
Lehrlinge im Friseurhandwerk
Achtung: In Österreich gibt es aktuell unterschiedliche Wege der Erhebung. Wir werden auf beide eingehen, da beide Statistiken wertvolle Informationen über die Gesamtentwicklung den österreichischen Friseurnachwuchs geben.
Friseurlehrlinge beschäftigt in Friseurunternehmen
Quelle: WKO Beschäftigtenstatistik
Die WKO Beschäftigtenstatistik führt alle in Unternehmen mit Tätigkeitsschwerpunkt Friseur gemeldeten Lehrling auf. Nicht aufgeführt sind die Lehrlinge aus überbetrieblicher Ausbildung (z.B. Modeschule Hallein, WIFI, etc.) sowie Friseurlehrlinge in Unternehmen, mit einem anderen Tätigkeitsschwerpunkt (z.B. dm)
Anzahl Lehrbetriebe
Gerade mal 10% der heimischen Friseurunternehmen bilden noch aus.
Laut WKO wurden mit Stichtag 31.12.2023 insgesamt 2.453 Friseurlehrlinge in 990 Lehrbetrieben ausgebildet.
Anzahl Friseurlehrlinge Gesamt (inkl.überbetrieblische Ausbildung u.a.)
Quelle: WKO Lehrlingsstatistik
In der Lehrlingsstatistik sind alle Anwärter auf einen LAP Friseur aufgeführt:
- Friseurlehrlinge in Unternehmen mit Tätigkeitsschwerpunkt Friseur
- Friseurlehrlinge in Unternehmen, deren Tätigkeitsschwerpunkt nicht Friseur ist (z.B. dm mit 193 Lehrlingen zum Stichtag 31.12.2023)
- Überbetriebliche Ausbildung (Modeschule Hallein, WIFI, Lehrlingsakademie, IP-Center, u.a.)
Die Entwicklung ist ähnlich dramatisch, der Rückgang fatal. Aufgrund der Zunahme von Friseurlehrlingen in überbetrieblicher Ausbildung ist zum Vorjahr eine leichte Stagnation erkennbar.
So waren 2023 über alle Ausbildungsjahre hinweg insgesamt 2.453 Menschen in Ausbildung zum Friseur/ zur Friseurin. Und damit bleibt die große Frage: Wer wird in Zukunft Haare schneiden?
Lehrlinge nach Bundesland 2023
Quelle: WKO-Lehrlingsstatistik
Bgld | Ktn | NÖ | OÖ | Sbg | Stmk | Tirol | Vbg | Wien |
68 | 161 | 386 | 363 | 159 | 302 | 255 | 96 | 663 |
2,8% | 6,6% | 15,7% | 14,8% | 6,5% | 11,3% | 10,4% | 3,9% | 27,0% |
Duale versus überbetriebliche Ausbildung
Knapp 9% des Friseurnachwuchses, nämlich 209 Schülerinnen*, befand sich 2023 in einer überbetrieblichen Friseurausbildungsform.
Überbetriebliche Ausbildungsstätten sind hauptsächlich die Modeschule Hallein, mit 156 Schülerinnen und Schülern im Jahr 2023. Alle anderen verteilen sich auf WIFI-Kurse und andere. Die Anzahl der Teilnehmerinnen* an überbetrieblicher Ausbildung haben in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen, mit einem Spitzenstand von 297 Teilnehmenden 2019. In den Coronazeiten ist dann wieder ein Einbruch zu erkennen.
Arbeitslosigkeit im Friseurhandwerk
Quellen: AMS, WKO-Branchendaten Friseur, Feb 2024)
Während der Markt händeringend nach Fachkräften sucht, gibt es nach wie vor eine hohe Anzahl an arbeitslos gemeldeten Friseurinnen*. Die Anzahl arbeitslos gemeldeter Friseurinnen und Friseure ist im Jahresdurchschnitt 2023 stark zurückgegangen. So befanden sich zuletzt 647 Friseure in Schulung, 1.568 waren durchschnittlich 141 Tage in Arbeitslosigkeit. Am längsten war die Verweildauer der Arbeitslosigkeit in Kärnten, Wien und im Burgenland.
Vor allem die Anzahl in Schulung befindlicher Friseurinnen* ist massiv zurückgegangen. 2023 waren nur noch 647 Friseure in Schulung gemeldet. Seit 2017 lag die Anzahl regelmäßig bei über 1.000, außer im Coronajahr 2020, in diesem Jahr lag die Anzahl bei 959.
Arbeitslos gemeldete Friseurinnen und Friseure nach Bundesland
Bgld | Ktn | NÖ | OÖ | Sbg | Stmk | Tirol | Vbg | Wien | Gesamt |
37 | 77 | 235 | 160 | 45 | 136 | 59 | 48 | 771 | 1.568 |
Weitere Details und Statistiken rund um die Arbeitslosigkeit im Friseurhandwerk, Mangelberuf Friseur, durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit findet ihr ► Statistik Friseur & Arbeitslosigkeit
Anzahl Friseurbetriebe
Während die Anzahl der Beschäftigten stetig abnimmt, wächst die Anzahl der Friseurbetriebe, allen voran die Anzahl der Ein-Personen-Unternehmen und Kleinunternehmen.
2023 waren insgesamt 9.873 aktive Fachgruppenmitgliedschaften gemeldet. Das ist eine Zunahme von 33,3% im Vergleichszeitraum von 10 Jahren und ein Plus von 2,6% zum Vorjahr. Der Trend zur Selbstständigkeit in immer kleineren Einheiten hat den Höhepunkt noch nicht erreicht.
Zur Erläuterung:
Eine aktive Fachgruppenmitgliedschaft ist ein Annäherungswert an die Anzahl der gewerbetreibenden Friseurunternehmen.
Fachgruppenmitglieder werden auf Bundesländerebene ermittelt, wodurch Mehrfachnennungen möglich sind. So sind Filialbetriebe (Bsp. Klipp, dm, Sturmayr, Strassl, etc.) in mehreren Bundesländern als aktives Fachgruppenmitglied gezählt, nämlich in all jenen, in denen Sie Filialstandorte betreiben.
Hat ein Unternehmen mehrere Salonstandorte im jeweiligen Bundesland, so sind die einzelnen Standorte in der Statistik nicht aufgeführt. Es gibt also nur Einfachnennungen pro Bundesland.
Eine Schätzung der Bundesinnung geht von ca. 11.000 bis 11.500 einzelnen Salons in Österreich aus.
Friseurbetriebe nach Bundesland
Aktive Fachgruppenmitglieder Fachverband Friseure nach Bundesland
Veränderung im Vergleich 2010 – 2023 in %
Bgld | Ktn | NÖ | OÖ | Sbg | Stmk | Tirol | Vbg | Wien |
400 | 706 | 1.854 | 1.590 | 716 | 1.530 | 820 | 479 | 1.778 |
37,5 | 47,4 | 41,2 | 47 | 58,8 | 38,2 | 35,5 | 45,6 | 24,9 |
Anteil Ein-Personen-Unternehmen
2022 gab es insgesamt 4.049 Arbeitgeberunternehmen und etwa 5.150 Ein-Personen-Unternehmen. Damit machen EPUs mittlerweile etwa 54% der heimischen Friseurunternehmen aus.
Gerade mal 12% der österreichischen Friseurunternehmen haben mehr als 4 Mitarbeitende. Insgesamt 88% haben zwischen 0 bis maximal 3 Mitarbeitende.
Umsatz Friseurhandwerk
Quelle: Leistungs- und Strukturstatistik 2021, Statistik Austria / WKO
2021 betrug der Gesamtumsatz im Friseurhandwerk 676 Mio. €.
Umsatzgrößenklasse in 1 000 EUR | Anzahl der Unternehmen (Statistische Einheiten) | Anteil in % |
INSGESAMT | 8.936 | |
< 35 | 4.540 | 50,8% |
35 – 99 | 2.546 | 28,5% |
100 – 999 | 1.816 | 20,3% |
1.000 – 1.999 | 22 | 0,4% |
2.000 – 9.999 | 10 | |
10.000 – 49.999 | 2 |
Anteil Kleinunternehmen
Insgesamt 4.540 Friseurunternehmen erwirtschafteten 2021 weniger als 35.000 € und fallen unter die Kleinunternehmerregelung, das sind 51 % der Friseurunternehmen.
Zusammenfassung Friseurmarkt Österreich 2023
9.873 aktive Fachgruppenmitglieder Friseure ca. 11.500 Friseursalons
455 Unternehmensneugründungen 2023
4.049 Arbeitgeberunternehmen
54% EPUs
51% Kleinunternehmen (< 35.000 € Jahresumsatz)
16.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
2.500 Lehrlinge
2.200 geringfügig Beschäftigte
11.700 Voll/ Teilzeitkräfte