Credit: Markus Schmidt für imSalon

Lisa Bedrava: Ohne Matura wollte ich keine Friseurin werden

Friseurin Ja, aber nicht ohne Matura! Lisa Bedrava wollte beides. Ermöglicht hat das die 5-jährige Ausbildung an der Modeschule Hallein, Zweig “Hairstyling, Maskenbildnerei & Visagistik”, inklusive eigene Kollektionen, Meisterprüfung und und und.

Im Interview mit Katja Ottiger von imSalon

„Ich wollte beides – Matura und Friseurin.“

Lisa, du kommst aus einer Friseurfamilie und hast dich bewusst für eine Friseur-Ausbildung an der Modeschule Hallein entschieden. Warum?
Lisa Bedrava:
 Für mich war immer klar, dass ich Friseurin werden will. Dazu gedrängt hat mich niemand, meine Mama (Katharina Bedrava. Anm.) hat mich frei entscheiden lassen. Sie wollte, dass ich meine eigene Leidenschaft finde. Aber die Matura war mir wichtig, meine Freunde gingen ja auch auf die HAK oder HTL. Deshalb habe ich mich für die Modeschule Hallein entschieden. Hätte es die Fachrichtung Hairstyling nicht gegeben, hätte ich an einer anderen Schule in Niederösterreich zuerst die Matura gemacht und danach die Friseurlehre angehängt.

Wann hast du deine Friseur-Leidenschaft  gefunden?
LB: Wenn ich zurückblicke, war sie immer da. Schon als kleines Kind habe ich meine Cousinen frisiert und eigene Kollektionen gemacht, die Bilder ausgedruckt und Frisurenhefte zusammengestellt. Aufstecktechniken und Langhaarstyling habe ich praktisch in die Wiege gelegt bekommen. Mittlerweile geht mir mein Herz auf bei Farbtechniken, am liebsten bei Balayage und Blond.

„Ich würde diese Schule immer wieder machen.“

Du gehörst zum 1. Abschlussjahrgang der „Höheren Lehranstalt für Hairstyling, Visagistik und Maskenbildnerei“. Würdest du Friseur-Ausbildung mit Matura empfehlen?
LB:
 Die Modeschule Hallein hat den klassischen Faktor einer höheren Lehranstalt und macht die Matura nicht wie bei der klassischen Lehre im Abendkurs. Für mich die Schule die beste Entscheidung, denn dank ihr bin ich mit großem Selbstvertrauen in die Arbeitswelt eingestiegen. Ohne dieses Wissen hätte ich mir meinen jetzigen Job als Fachtrainerin vielleicht nicht zugetraut.

Lisa Bedrava präsentiert ihre Abschlusskollektion der Modeschule Hallein bei den Trend Nights in Salzburg 2020 | Credit: Chris Hofer

Was macht die Schule für dich so besonders?
LB:
 Allein die Möglichkeiten, die wir hatten: Wir haben eigene Kollektion entworfen, hatten Fotoshootings und haben alles Technische dahinter gelernt, wie Moodboards erstellen und Powerpoint-Präsentationen. Wir haben Modefotografie gelernt, Computerprogramme, den Umgang mit Photoshop. Wir bekamen eine 5-jährige Ausbildung in Visagistik und Maskenbildnerei sowie Haut- und Haaranalyse. Das waren bei uns Schularbeitsfächer und genauso wichtig wie Mathematik oder Englisch. Wir haben viel gelernt über unternehmerisches Wissen und Buchhaltung, wie sie an einer HAK gelehrt werden. Unsere Lehrer*innen kamen ja zum Teil aus dem Wirtschaftsbereich.

Was würdest du verbessern oder ergänzen?
LB:
 Wir hatten einmal in der Woche Praxisunterricht, wo wir an Kund*innen gearbeitet haben. Was ich, im Nachhinein betrachtet, toll gefunden hätte, wäre, wenn wir einmal im Monat in einem Friseursalon in der Umgebung hätten mitarbeiten können. Ich hatte das Glück, durch den Salon meiner Mama an den Wochenenden mehr Praxis in meine Ausbildung reinzubringen.

„Diese komplexe Ausbildung erleichtert auch den Weg in die Wirtschaft.“

Wie viele deiner gut ausgebildeten, ehemaligen Mitschüler*innen arbeiten heute in Salons?
LB:
 Diese komplexe Ausbildung erleichtert natürlich auch den Weg in die Wirtschaft, einige studieren erst mal, um später eventuell ins Marketing zu gehen. Aber ich denke, viele bleiben später der Branche, nicht zuletzt durch ihren Bezug zum Friseurhandwerk, erhalten.

„Es war unklar, ob die Meisterprüfung zum Schulabschluss gehören soll.“

Du hast deine Meisterprüfung in der Modeschule gemacht?
LB:
 Ja, aber nicht im Rahmen der Ausbildung. Als wir damals gestartet sind, war noch unklar, ob die Meisterprüfung zum Schulabschluss dazu gehört. Das Wissen dafür bekamen wir großteils in der Ausbildung mit. Das wäre natürlich unser Wunsch gewesen, auch, um nicht zusätzlich Zeit und Geld investieren zu müssen. Letztlich haben wir die Meisterprüfung separat abgelegt, die Prüfer*innen kamen hierfür in die Schule. Nicht alle haben die Meisterprüfung gemacht, mir war es aber sehr wichtig.

„Ich hatte das Gefühl, dass wir unterschätzt werden.“

Hattet ihr ersten Modeschule-Hairstylisten mit Vorurteilen innerhalb der Branche zu kämpfen?
LB: Ja, das lag vor allem daran, dass man davon ausging, dass wir im Praktischen nicht so schnell wären wie die, die die klassische Lehre gemacht haben. Mir fällt da ein interessantes Gespräch mit jemanden aus der Innung ein, damals war ich in der 4. Klasse. Ich hatte im Gespräch das Gefühl, dass wir unterschätzt werden und mit dem Vorurteil zu kämpfen haben, wir könnten praktisch nicht mithalten, weil wir zu wenig an Kund*innen arbeiten. Außenstehende wussten aber nicht, was wir alles lernen. Ich habe demjenigen einige Bilder meiner Kollektionen gezeigt, die ich auf dem Handy hatte, und Projekte erläutert, und er war dann ziemlich überrascht, welches hohe Niveau wir an der Schule haben. Ja, es ist eine Schule mit viel Theorie, wir stehen nicht so häufig am Kunden wie Lehrlinge, aber letztlich liegt es immer an einem selbst, wie man das ausgleicht. Es gibt genug Möglichkeiten, Praxiserfahrungen zu sammeln.  

Lisa Bedrava für Paul Mitchell bei der HAARMANIA 2021 | Credit: Chris Hofer

Du bist jetzt Fachtrainerin bei Wild Beauty, war das dein Plan oder Zufall?
LB: Mein Plan war es, nach der Ausbildung ins Ausland zu gehen, auf ein Reiseschiff bei „MY Schiff“, die eine Partnerschaft mit Paul Mitchell haben. Doch dann kam Corona, Reisen kam nicht infrage. Also bin ich nach Wien und habe in einem Salon gearbeitet, in dem ich im ersten Jahr meiner Ausbildung ein Ferialpraktikum gemacht hatte. Durch einen Mitarbeiter*innenwechsel innerhalb von Wild Beauty ergab sich die Möglichkeit, als Trainerin anzufangen. Und da ich immer schon unterwegs sein wollte und Erfahrungen im In- und Ausland sammeln möchte, hatte sich das gut ergeben.

Wie oft stehst du noch im Salon?
LB:
 Von Montag bis Freitag bin ich Trainerin, samstags stehe ich am Kunden. Es ist mir ganz wichtig, den Bezug zum Salon zu haben.

Paul Mitchell ist eine global agierende Marke, wie schaut es mit internationalen Plänen aus?
LB: Im letzten Lockdown haben wir das Projekt der digitalen Seminare gestartet, produzieren einmal im Monat Content, damit erreichen wir viele Salons. Bei Fotoshootings bin ich jährlich dabei, ebenso beim nächsten Shooting der Intercoiffure. Ich bin für alles offen, fühle mich aber gerade in meinem Job sehr wohl. Ich bekomme viel Weiterbildung, Wertschätzung und Vertrauen geschenkt, dafür bin ich sehr dankbar.