Credit: zur Verfügung gestellt von Peter Schaider jun.

Peter Schaider jr.: Der Kollektivvertrag ist eine Frechheit

Das Schaider „Imperium“ soll weiterwachsen, dafür werden MitarbeiterInnen und Salons gesucht und viel in Löhne und Weiterbildung gesteckt …

Peter, ihr wachst. Wie viele Mitarbeiter habt ihr aktuell?
Peter Schaider junior:
  Wir haben insgesamt 450 Mitarbeiter, wir nennen sie gerne Familienmitglieder, davon über 300 Stylisten, Topstylisten und Salonmanager und ungefähr 150 Lehrlinge.

Und ihr expandiert?
PSj.:
 Wir haben 1 Klier Geschäft und 3 Bundy Salons übernommen und haben dabei alles getan, die Teams zu erhalten und Arbeitsplätze zu sichern. Zusätzlich werden uns aktuell 5 Geschäfte angeboten, wovon 2 sehr interessant klingen, hier werden wir uns in den nächsten Wochen entscheiden.

Wie schwierig ist es derzeit, Salons zu übernehmen?
PSj:
 Die größte Hürde ist die personelle Situation, die es oft nicht zuletzt, weitere Salonstandorte zu übernehmen. Wir haben zwar sehr gute Leute, aber die kann ich ja nicht überall rausreißen, denn dann mache ich woanders wieder Baustellen auf. Deshalb suchen wir viele neue Mitarbeiter.

„Für uns ist es wichtig, dass uns Mitarbeiter sehen und spüren.“

In welchen Bundesländern expandiert ihr?
PSj:
 Wir bleiben in Wien und Niederösterreich. Für uns ist es wichtig, dass uns Mitarbeiter sehen und spüren. Wir wollen nicht als großer Konzern, sondern als große Familie wahrgenommen werden. Mein weitestes Geschäft ist in Amstetten und Zwettl, da komme ich schon nicht mehr so oft hin. Zum Glück haben wir dort ein ausgezeichnetes Team. Wir haben einige Angebote in Linz und Graz , aber die Zeit, die ich im Auto verbringe, will ich lieber mit meinen Mitarbeitern oder auch meinen Kunden verbringen.

Hast Du eine Regel, wie häufig du deine Salons besuchst?
PSj: 
Ich stehe 4 Tage im Salon, davon zwei Tage in meinem ersten Geschäft in der Landstraße, zwei Tage in meinem zweiten Salon im Riverside. Ansonsten ist mein Turnus einmal im Monat. Ich mag mit den Leuten reden, mag die Salons und die Teams spüren. Das macht meinen Job aus.

„…denn bei uns wird der gefördert und entwickelt,
der das auch selber möchte!“

Nach welchen Kriterien wählst du die Salonleitung?
PSj:
Bei uns kommt es nicht auf Titel an, sondern auf Leistung. Bei uns kristallisiert sich das schnell heraus, denn bei uns wird der gefördert und entwickelt, der das auch selber möchte.

Was verdient man bei euch als Salonleitung?
PSj:
 Bei uns werden fast alle Mitarbeiter überkollektivlich bezahlt. Ich finde ja Kollektivverträge eine große Frechheit. Eine Jungstylistin, die gerade ausgelernt hat, kriegt € 1.500 und nach 7 Jahren € 1.750. Ich finde der Gap ist viel zu niedrig. Unsere Topstylisten verdienen alle viel mehr als der Kollektivvertrag. Und unsere Mitarbeiter sind alle Provisionsbeteiligt.

Und was verdient eine Salonleitung konkret?
PSj:
 Nun, wir wissen, dass wir sehr gut im Vergleich zu anderen Unternehmen in der Friseurbranche bezahlt. Das spielen uns neue Mitarbeiter, die aus anderen Salons zu uns kommen. immer wieder zurück.

Was bietet ihr noch neben dem Gehalt?
PSj:
 Kreative Entfaltungsmöglichkeit und das größte Weiterbildungsportfolio, das es in der Branche aktuell gibt.

Viele Superlative, wie vergleicht ihr das?
PSj:
 Wir geben in einem Jahr ca. 500.000 € nur für Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen aus, das macht niemand. Auf den Kopf umgelegt, ist das das höchste.

„Es hat nichts damit zu tun, wie viele wir aufnehmen wollen,
sondern wie viele sich auf unserem Niveau melden…“

Wie viele Mitarbeiter wollt ihr zusätzlich aufnehmen?
PSj.:
 Es hat nichts damit zu tun, wie viele wir aufnehmen wollen, sondern wie viele sich auf unserem Niveau melden. Aber natürlich entwickeln wir Mitarbeiter dann weiter.

Aktuell gibt es in Wien 1.100 Arbeitslose Friseure, was ist mit denen?
Vater Peter Schaider ruft hinein:
 Davon sind ja nur wenige brauchbar, die sind als arbeitslose Friseure geführt, sind aber nicht mehr zu gebrauchen, weil sie seit Jahren nicht mehr gearbeitet haben oder haben einen Lehrabschluss gemacht und danach nicht mehr gearbeitet.
PSj: Das größte Problem ist doch, dass es im Moment vom AMS keine Kontrollen gibt. Seit Corona müssen sich Arbeitslose nicht vor Ort im Amt melden und eine Mail kann man von überall schreiben.

„Es kann doch nicht sein, dass sich Salons auf den Schultern der Mitarbeiter bereichern.“

Habt ihr noch Mitarbeiter in Kurzarbeit?
PSj:
 Nein, wir hatten unsere Mitarbeiter nur im Lockdown in Kurzarbeit. Und ich bin dafür, dass das sofort abgeschafft wird. Es kann doch nicht sein, dass sich Salons auf den Schultern der Mitarbeiter bereichern. Mitarbeiter in Kurzarbeit verdienen so viel weniger, also das ist Diebstahl an den Mitarbeitern.

Spürt ihr einen Unterschied in der Kundenfrequenz Shoppingzentrum versus Straße?
PSj:
 Überhaupt nicht! Seit der 3G Regel funktioniert das deutlich besser. Insgesamt leidet lediglich die Laufkundenfrequenz, wir haben ca. 30% weniger Laufkunden. Die Stammkunden halten uns die Treue. Es ist es aber egal, ob im EKZ oder auf der Straße.

Macht ihr eine Vorgabe in Punkto Impfen?
PSj:
 Nein. Dafür sind Mitarbeiter selbst verantwortlich. Wir machen hier keinerlei Vorschriften. Überhaupt ist es für uns momentan sehr wichtig Corona endlich hinter uns zu lassen und positiv nach vorne zuschauen.

Was würdest Du als eure wichtigste Arbeitgebereigenschaft bezeichnen?
PSj: 
Familie! Und die drückt sich in langer zufriedener Zusammenarbeit mit vielen Mitarbeitern aus. Unsere Firma steht nur so toll da, weil wir ein so langes stabiles Team haben. 50% unserer Stylisten sind seit über 10 Jahre bei der Firma, weitere 25% seit über 20 Jahren und einige sogar über 30 Jahre bei 37 Jahren Firmengeschichte, darauf sind wir stolz, darauf bauen wir auf und so schauen wir positiv in die Zukunft.

Vielen Dank Peter und weiterhin viel Erfolg!