Sybille Grießner | Credit: VanDeHart Photography

Sybille Grießner: Mitarbeiter wollen Verantwortung

Motivierte und loyale Mitarbeiter wachsen mit der Herausforderung, Sybille Grießner vertraut auf die nächste Generation und deren (An)Forderungen nach Kreativität und Handlungsspielraum. Wie das funktionieren kann …

Das Gespräch führte Raphaela Kirschnick von imSalon.at

Herzlichen Glückwunsch zum coolen neuen Salon. Was ist für dich Next Generation?
Sybille Grießner:
 Das Konzept hatte ich schon lange im Kopf. Ich möchte meine Erfahru ngen
gemeinsam mit einer jungen top motivierten Geschäftspartnerin umsetzen und damit etwas Neues
schaffen, das die nächste Generation repräsentiert.

Ihr seid Franchisenehmer von Katharina Strassl, was ist da euer Vorteil?
SG: 
Also Kathi steht schon immer für Top Qualität, hervorragendes Handwerk und Kreativität, sie fördert immer die Stärken ihrer Mitarbeiter und unterstützt jeden dabei zu sein wie er ist um seine Kreativität entfalten zu können. Da ich Kathi schon sehr lange kenne und unsere Ansichten und Vorstellungen sehr ähnlich sind, hat sich diese Partnerschaft einfach angeboten. Natürlich ergeben sich dadurch auch bei den Verhandlungen mit der Kosmetikindustrie einige Vorteile.

Was unterschiedet den Standort Mariahilfer Straße von den anderen?
SG:
 Das Publikum ist gemischter! Es gibt die unterschiedlichsten Typen. Die jüngere Generation, die„NextGeneration“ aus der Umgebung, die sehr aufs Nachhaltige achtet, aber auch renommierte Damen die sehr viel auf hohe Qualität Wert legen. Dazu kommen noch viele Touristen aus allen möglichen Nationen und und und. Die Kernaltersgruppe unserer Kunden liegt so bei 25 bis 50 Jahre.

„Ich habe noch nie so viele Menschen mit langen Haaren gesehen…“


Echt, hätte ich viel jünger gedacht.
SG:
 Nein gar nicht und es sind unglaublich viel Langhaarige, ich hab noch nie so viele Menschen mit langen Haaren gesehen. Und ganz stark sind dabei Balayagen.

Ist es für Mitarbeiter ein Pluspunkt auf der Mahü zu arbeiten?
SG:
 Sehr sogar. Viele, die sich vorstellen kommen, sagen, dass sie schon immer auf der Mariahilfer Straße arbeiten wollten. Die Lage ist sehr zentral und ist extrem lässig, man kommt mit den Öffis sehr leicht her und ist danach sofort im Nachtleben.

In Coronazeiten einen so großen Saloninvest zu tätigen, wie riskant war das?
SG:
 (lacht) Mut kann man nicht kaufen! Aber aufgrund der unsicheren und unvorhersehbaren Situationen hatte ich schon ab und zu schlaflose Nächte. 

Tina soll langfristig übernehmen, wie fühlt sich das an, eine Nachfolgerin aufzubauen?
SG:
 Tina ist für mich wie eine Tochter und nicht wie eine Nachfolgerin. Wir kennen uns seit 19 Jahren, sie hat als Lehrling bei mir begonnen und sich zur Top-Stylistin entwickelt. Ich freue mich, mit ihr gemeinsam dieses wunderschöne Projekt umsetzen zu können und natürlich wird sie auf kurz oder lang den Salon ganz übernehmen und alleine weiter führen.

Wie schafft man es so lange ein so gutes Verhältnis zu bewahren?
SG:
 Wir verstehen uns gut und sind uns sehr ähnlich. Wenn wir shoppen gehen, dann greifen wir immer zum Gleichen. Ich hatte das schon mal mit einer Partnerin, nur dass damals ich die Jüngere war. Monika Schubert war viele Jahre meine Chefin und nach einigen Jahren meiner Selbstständigkeit haben wir dann gemeinsam den Salon in Liesing eröffnet, wir hatten auch immer ein sehr gutes
Verhältnis, aus dem ich viel gelernt habe.

„Es gibt nicht mehr die Hierarchien wie früher… Es ist gleicher geworden und das gefällt mir gut.”

Was zeichnet die nächste Generation aus?
SG: 
Mir gefällt, wie anders die Jungen denken: moderner, gemeinschaftlicher. Ich bin noch in der alten Ära, in den 80ern, groß geworden und seither hat sich vieles geändert, vor allem in der Beziehung zum Chef. Man arbeitet heute mehr auf Augenhöhe. Klar bin ich die Chefin, die die Verantwortung hat, aber wir sind eins und es gibt nicht mehr die Hierarchien wie früher. Es ist gleicher geworden und das gefällt mir gut.

Aber der Umsatz muss erbracht werden.
SG:
 Mitarbeiter werden nicht mehr so auf Umsatz gepusht. Unsere Mitarbeiter bringen ihre Leistung, sind top motiviert und liefern Spitzenqualität, sie freuen sich mit jeder zufriedenen Kundin und dadurch kommt der Umsatz von alleine. Früher war es immer so ein „Du musst das machen und das und das….. und jetzt mach“. Heute wird mehr auf Individualität geachtet und man geht mehr auf den
Kundenwunsch ein.

„Ganz wichtig ist, dass man auch privat etwas gemeinsam macht.“

Wie trainiert man das?
SG: 
Viel mit den Mitarbeitern reden, eigentlich täglich. Was ganz wichtig ist, ist, dass man auch privat etwas macht. Wir machen Sommerausflüge, gehen Skifahren oder in den Prater, machen große Weihnachtsfeiern, gehen immer mal wieder zum Heurigen. Aber auch gemeinsame Schulungen sind für mich sehr wichtig.

Wie plant ihr Weiterbildung?
SG:
 Wir schulen selbst viel im Salon, haben regelmäßige Trainingsabende, vor allem für die Lehrlinge. Wir gehen auch immer wieder auf Schulungen, Seminare und Messen. Weiterbildung ist sehr wichtig. Gerade letzte Woche hatten wir einen Motivationstrainer im Salon und alle waren dabei. 

Da machen Mitarbeiter mit?
SG:
 Ja, das haben alle gut angenommen, das ist überhaupt kein Thema.

Ihr habt 20 Lehrlinge, ist es für euch schwierig welche zu finden?
SG:
 Nein! Ich finde sogar, es wird wieder besser. Vielleicht haben wir aber auch nur Glück. Für den Sommer habe ich schon alle Plätze voll.

Übernehmt ihr alle Lehrlinge?
SG:
 Von den Lehrlingen, die wir ausbilden, versuche ich natürlich so viele wie möglich zu übernehmen. Von meinen ersten 5 Lehrlingen, die in Liesing ausgebildet wurden, sind noch 3 im Unternehmen, 2 davon sind Salonleiterinnen und eine ist jetzt meine Partnerin.

Dein Erfolgsrezept?
SG:
 So habe ich das selbst erlebt und so gebe ich es weiter. Natürlich gibt es Enttäuschungen, aber im Großen und Ganzen sind meine MitarbeiterInnen sehr loyal und können mich auch jederzeit Tag und Nacht anrufen. Das war vor allem in der Corona-Zeit wichtig, dass wir immer für sie da waren.

Wie geht ihr damit um?
SG: 
Wir helfen, wo es geht. 

Was bringt die nächste Generation noch mit?
SG:
 Die bringen schon sehr viele Ideen mit ein. Wie jetzt z. B. die Insta Schaukel im Eingangsbereich. Wahnsinn, was sich da tut. Die jungen Stylisten holen sich kreatives Know-how auf YouTube und anderen Social Media Kanälen. Sie schauen sich Videos von Farbtechniken und den neuesten Trends an, trainieren dann Rezepturen und Techniken im Salon und suchen sich die passenden Kunden dazu, um Ihre Ideen umzusetzen. Das ist alles viel spielerischer und macht ihnen super viel Spaß. Das zeigt auch, wie spannend diese neue Generation ist. Wir müssen nur offen dafür sein.

Die Branche ist nach außen noch immer sehr männerlastig, woran liegt das deiner Ansicht nach?
SG: 
Für mich ist wichtig, dass die Salons gut laufen und die Mitarbeiter zufrieden sind und nicht das, was die anderen denken. Ich glaube, bei Männern ist das eher andersrum. Man muss loslassen können, das können viele Männer nicht. Die nächste Generation gehört gefördert und unterstützt.

Loslassen an die nächste Generation?
SG: 
Genau! Mitarbeiter wollen Verantwortung und ich gebe ihnen diese gerne. Das Loslassen tut mir auch sehr gut.

„…eine gute Mischung aus Jungmüttern und JungfriseurInnen…“

Was bietest Du MitarbeiterInnen noch?
SG:
 Ein/e gute/r MitarbeiterIn wird sehr gut und leistungsbezogen bezahlt. Arbeitszeittechnisch ist alles möglich, auch die 4-Tage-Woche. Ich habe eine gute Mischung aus Jungmüttern und Jungstylistinnen. Die eine mag um 16:00 gehen, die andere lange schlafen, gerade im Mariahilfer Salon ist das gut koordinierbar.

„Die Mädchen wollen heute wunderschöne lange gepflegte Haare, wie sie es in der Werbung sehen.“

Welche Dienstleistungen werden immer wichtiger?
SG:
 Die Pflege der Haare ist ganz wichtig. Farbtechniken verändern sich immer wieder, jetzt ist es halt die Balayage, aber auch Painting ist wieder im Kommen. Wie schon gesagt, die Pflege der langen Haare wird immer wichtiger. Früher hat man Haare tot gefärbt oder blondiert. Die Damen, jungen Frauen wollen heute wunderschöne lange gepflegte Haare, wie sie es in der Werbung sehen.

Wo liegt euer Verkaufsanteil bei Produkten?
SG:
 Bei durchschnittlich 15 % in allen Salons!

Gibt es andere Dienstleistungen, die wachsen?
SG: 
Durch die Lockdowns sind viele von den Gelnägeln abgekommen, haben jetzt wieder Naturnägel. Dadurch sind Maniküre aber auch die Wimperndauerwelle stark im Kommen. 

Liebe Sybille, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin so viel Freude und Erfolg.

Über Sybille Grießner
Sybille Grießner denkt noch nicht ans Aufhören, aber bereitet die Nachfolge konsequent vor. Der neue Salon auf der Mariahilfer Straße heißt entsprechend Next Generation. Darauf stehen auch MitarbeiterInnen, die sie mit ihrer eigenen Führungsphilosophie motiviert und loyal hält.

Sybille Grießner beschäftigt knapp 50 MitarbeiterInnen, darunter 20 Lehrlinge.