Es ist wieder Zeit für Schönes und die Rückbesinnung aufs Handwerk. Dafür wünscht sich dm’s Qualitätsmanager Helmut Maier von der Branche vor allem eines: Einigkeit …
Im Gespräch mit Raphaela Kirschnick
Helmut, wie läuft es bei euch in den dm Friseurstudios?
Helmut Maier: Herausfordernd! Wir sind zum Glück stark aufgestellt, dementsprechend geht es uns auch gut, wir sind ja schon Meister im Improvisieren. Im Moment kämpfen wir mit vermeintlichen Kleinigkeiten wie dem Ostlockdown und regionalen Auswirkungen. Simples Beispiel, Anrufbeantworter sind bei uns national eingestellt. Jetzt stell das mal eben einfach so um, aber auch das kriegen wir hin.
„Wir müssen jetzt die Praxis aus den Lockdown-Monaten komplett nachholen…“
Was ist im Moment eure größte Herausforderung?
HM: Die Ausbildung! Wir nehmen die Lehrausbildung sehr ernst. In der gesamten Lockdownphase haben wir unsere Lehrlinge digital betreut. Dafür haben wir ‚Teams‘ genutzt und unsere Online-Lernwelt ausgebaut. Jetzt müssen wir die Praxis aus den Lockdown-Monaten komplett nachholen.
„… obwohl Gesundheit die oberste Prämisse ist, dürfen wir keine Kompromisse beim Lernen erlauben.“
Wie kann ich mir das vorstellen?
HM: Zwei Tage pro Monat kommen die Lehrlinge in unsere Akademien für Schnitt- und Color Schulungen. Wir bilden maßnahmengerechte kleinere Einheiten, dafür erforderliche Kapazitäten haben wir aufgestockt. Wir sehen uns als Ausbildungsbetrieb und obwohl Gesundheit die oberste Prämisse ist, dürfen wir keine Kompromisse beim Lernen erlauben. Präsenz in der Akademie ist wichtig, wir sind nun mal ein Handwerksberuf, ansonsten betreuen wir digital so gut es eben geht. Mittlerweile gibt es 9 Vollzeit-Trainerinnen und Trainer, die unsere 240 Lehrlinge betreuen.
Wie sind die Lehrlinge durch die Zeit des Digitalen gekommen?
HM: Das theoretische Wissen war noch nie so groß wie im Moment! Das ist sensationell und zeigt, wie gut Digitales Schulen funktioniert.
Wie habt ihr eure Lehrlinge in dieser Zeit ausgestattet?
HM: Jeder Lehrling hat von uns Trainingsköpfe, ein Stativ und was immer er sonst noch gebraucht hat, mit nach Hause geschickt bekommen. Aber natürlich ist auch zu Hause irgendwann die Theorie erschöpft, insofern ist es wichtig, dass wir uns wieder live treffen.
Hat sich die Corona Zeit personaltechnisch ausgewirkt, z.B. durch Fluktuation?
HM: Interessant, dass du fragst. Es sind noch nie so wenig Lehrlinge abgesprungen. Im Vergleich zu den Vorjahren 50% weniger. Die Anzahl unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist weitestgehend stabil geblieben. Ich glaube Mitarbeiter haben in der Krise schlichtweg Stabilität gesucht und waren glücklich, diese bei uns zu finden.
Es hat einige Friseurketten schwer getroffen.Gab es Filialschließungen bei dm friseurstudios?
HM: Nein, nicht Pandemie bedingt. Wir haben immer so zwischen 160 und 170 Studios. Natürlich gibt es immer mal wieder Studioschließungen, aber auch -öffnungen, das ist völlig normal.
Ihr habt eine aktuelle Trendkollektion für 2021 gemacht. War das nicht ein schwieriges Unterfangen?
HM: Jedes Jahr im März veröffentlichen wir unsere Trend-Kollektion. Wir haben lange überlegt, ob wir das in diesem Jahr auch machen sollten und haben uns dann gemeinsam entschieden, dass wir neben allen Pflichten und Prämissen dabeibleiben und unserem Weg treubleiben wollen. Die Bedürfnisse nach Frisurentrends gehen ja nicht weg. In diesem Jahr haben wir einiges anders gemacht und mit Trendrichtungen mehr Vielfalt produziert.
Was ist noch anders?
HM: Wir haben dieses Mal mit dem dm active beautyMagazin zusammengearbeitet, damit erreichen wir über 1 Millionen potenzieller Kunden. Erstmalig haben wir mit natürlichem Licht geshootet und cinemagrafische Fotos mit Kurzbewegung produziert. Die Einsetzbarkeit für Social Media war uns sehr wichtig, das war früher ja nicht in diesem Ausmaß relevant. Zusätzlich haben wir auch Tutorials für Soziale Medien produziert.
„Von Haarschneide Tutorials haben wir uns distanziert.“
Habt ihr im Lockdown Tutorials beworben?
HM: Oh, da haben wir uns sehr davon distanziert. Wir haben uns ganz bewusst entschieden, keine Haarschneide- oder Haarfarb-Tutorials zu zeigen. Wir geben Styling Tipps, zeigen einfache Flechtarbeiten oder wie man mit dem Lockenstab Volumen produziert. Das sind Styling Anregungen und die zu geben finde ich wichtig.
„Es zipft mich mittlerweile an, dass wir nur noch über Hygienemaßnahmen sprechen…“
Gab es denn Diskussionen, ob es für Trendinterpretationen der richtige Zeitpunkt ist?
HM: Ja tatsächlich war das so, aber es zipft mich mittlerweile an, dass wir nur noch über Hygienemaßnahmen sprechen und nicht mehr über Bedürfnisse. Aber genau das ist wichtig, wir sollten nicht vergessen, weshalb Menschen überhaupt zum Friseur gehen.
„Jetzt weiß ich wieder, warum ich Friseur bin!“
Das finde ich einen schönen Satz. Empfinden das die Mitarbeiter ähnlich?
HM: Wir hatten ein 2 Tages Live-Webinar und das war sensationell. Unsere Mitarbeiter haben so danach gelechzt, wieder etwas Kreatives zu sehen. An diesen 2 Tagen waren rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei. Danach gab es Feedback wie: „Jetzt weiß ich wieder, warum ich Friseur bin!“ Das hat mich begeistert. Natürlich möchte ich Hygienemaßnahmen und alles darum nicht klein reden, aber es ist ganz wichtig, den Mitarbeitern wieder einen Sinn ihrer eigentlichen Arbeit, ihres Handwerks, näher zu bringen.
Wie haltet ihr den Kontakt zu euren Mitarbeitern in den Krisenzeiten?
HM: Wir haben Sprechstunden eingeführt, da sprechen wir mit allen und da gibt es fixe Termine.
Du, wie auch einige dm Mitarbeiter, sind immer wieder begeisterte Nominierte und auch schon Gewinner der Hairdressing Awards. 2021 ist es wieder soweit. Ist eine Teilnahme geplant?
HM: (lacht) Ja, kaum war das verkündet, ist das bei uns als Thema aufgepoppt. Da ist große Lust bei unseren Mitarbeitern, aber wir haben noch keine finale Entscheidung getroffen, wie wir da weitermachen.
Was müsst ihr da entscheiden?
HM: Naja, dm übernimmt für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alle Kosten, wenn sie daran teilnehmen, das heißt Modell, Fotoshooting, etc… Also die Lust ist da, du kennst mich ja.
Ja das stimmt, ich kenne dich und ich bin mir sicher, dass ihr dabei sein werdet! Es gibt ganz neu auch den Cutting Edge Award, was ist damit?
HM: Das ist jedem einzelnen frei gestellt, auch da gab es bereits Anfragen. Bei diesem Social Media Award kann jeder teilnehmen.
„Einigkeit! Ich finde diesen internen Zwist entbehrlich…“
Was wünschst du dir in der Branche?
HM: Einigkeit! Ich finde diesen internen Zwist entbehrlich, ich finde wir sollten alle zusammenhalten und geschlossen auftreten. Das wäre mir ein Anliegen. Denn mit Einigkeit erreicht man eindeutig mehr!
Lieber Helmut vielen Dank für eine offenen, ehrlichen und wahren Worte, ich wünsche euch alles Gute weiterhin.