2018 waren in Österreich 4.386 FriseurInnen arbeitslos gemeldet. Dem stehen 3.542 offene Stellen gegenüber – wie geht das denn?
4.386 arbeitslose Friseure? Wie kann das sein, fragen wir uns und Bundesinnungsmeister Wolfgang Eder.
Aktuelle Zahlen & Fakten
- Wien: 1.600 arbeitslose FriseurInnen | 1.167 offene Friseurstellen
- Niederösterreich: 741 arbeitslose FriseurInnen | 475 offene Friseurstellen
- Burgenland: 126 arbeitslose FriseurInnen | 61 offene Friseurstellen
- Oberösterreich: 624 arbeitslose FriseurInnen | 510 offene Friseurstellen
- Steiermark: 455 arbeitslose FriseurInnen | 456 offene Friseurstellen
- Salzburg: 167 arbeitslose FriseurInnen | 204 offene Friseurstellen
- Kärnten: 229 arbeitslose FriseurInnen | 243 offene Friseurstellen
- Tirol: 275 arbeitslose FriseurInnen | 276 offene Friseurstellen
- Vorarlberg: 169 arbeitslose FriseurInnen | 150 offene Friseurstellen
Österreich gesamt: 4.386 Arbeitslose FriseurInnen | 3.542 offene Friseurstellen
Nachgefragt bei Innungsmeister Wolfgang Eder
imSalon: Wolfgang, diese Zahlen haben mich zum Jahresauftakt stark irritiert: fast 4.400 arbeitslose FriseurInnen. Bitte, wie kann das denn sein? Wo sind die denn versteckt?
Wolfgang Eder: Ich gehe davon aus, dass diese nicht vermittelbar sind.
Nicht vermittelbar?
WE: Das AMS bietet außerbetriebliche Ausbildungen an, die gerademal mit Praktikumszeiten in Salon verknüpft sind. Hier werden viele Menschen ausgebildet, die danach nicht wirklich etwas können und eben nicht vermittelbar sind.
Es gibt hier bereits Gespräche zwischen AMS und Innung, aber das ist ein langsamer Prozess und ich mag und kann dazu noch nicht allzu viel sagen.
Das klingt erschreckend, nur das kann doch nicht der alleinige Grund sein.
WE: Natürlich sind das nur Vermutungen meinerseits. Viel liegt auch am System selbst. Es wird vielen leicht gemacht arbeitslos zu sein: Unzumutbarkeit Entfernung, Unzumutbarkeit Arbeitszeiten oder auch arbeiten für ein geringeres Gehalt als im letzten Job.
Sind das wirklich die Gründe?
WE: Das klingt jetzt hart, aber da sagt sich doch manch einer: “Na mit dem Arbeitslosengeld und ein bisschen Schwarzarbeit, hab ich mehr als vorher, wozu dann arbeiten gehen?” Deshalb bin ich dafür, die Arbeitslose zu kürzen und vor allem jährlich zurückzustufen. Aber das ist meine Meinung.
Wir führen hier mit verschiedenen Gremien Gespräche, aber ich kann hier nur aufmerksam machen.
3.500 offene gemeldete Stellen, da sollte doch jemand im Amt stutzig werden, oder?
WE: Die Zahl ist mit Sicherheit höher. Viele melden ihre offenen Stellen nicht mehr dem AMS, da sie von dort ja keine Hilfe erwarten. Ich habe auch eine offene Stelle im Salon und habe diese nicht gemeldet.
Was können wir machen, um hier Aufmerksamkeit zu schaffen?
WE: Das ist sehr politisch, aber immer wieder darüber sprechen hilft. Wie gesagt, wir haben das im Visier, aber es ist nicht einfach.
DANKE, Wolfgang, für deine offenen Gedanken.
Unsere Gedanken dazu:
Eine irritierende Angelegenheit, denn ein Friseur muss in Österreich nicht arbeitslos sein, offene Stellen gibt es genügend. Nur wie schaffen wir es, ein festgefahrenes System und einen bürokratischen Apparat wie das AMS davon zu überzeugen, dass man hier vielleicht neue Wege einschlagen muss?
Was denkt Ihr?