C: Fabian Maier

Colorist Fabian Maier: Spezialisierung ist heutzutage unerlässlich

Balayage ist für Fabian Maier die „High Class“ des Haarefärbens, darauf hat er sich und sein Team spezialisiert und seinen ersten Balayage Salon eröffnet.

Früher wurde vom Friseur alles abverlangt: Schneiden, Färben, Dauerwelle, Hochstecken. Das funktioniert heute nicht mehr, davon ist Fabian Maier überzeugt. Die einzelnen Bereiche haben sich verselbstständigt und sind durch Techniken, Know-how und Produkte auf einem Level angelangt, das man nur erreicht, wenn man sich spezialisiert. Wir sind ja auch skeptisch, wenn ein Restaurant von indischer Küche über Hausmannskost bis hin zur Molekularküche alles anbietet, oder?

So denkt Fabian Maier und hat sich mit seinem Salon auf Balayage spezialisiert.

Wie bist du dazu gekommen den ersten Balayage – Salon in Deutschland zu eröffnen?
Fabian Maier: 
Da muss ich etwas ausholen. Ich habe in meiner Ausbildung gemerkt, dass colorieren meine absolute Leidenschaft ist. Als es neben Foliensträhnen mit Balayage losging und Freihand gezeichnet wurde, ging für mich eine neue Welt auf. Ich habe alles aufgesaugt und Techniken perfektioniert. Balayage wurde immer beliebter bei Kunden und auch Friseuren. Ich erhielt erste Schulungsanfragen von Kollegen und startete anfangs ohne ein großes Konzept mit Education. Ich stellte schnell fest, dass mir der Austausch mit Kollegen unglaublich viel Spaß macht. Vor 4 Jahren gründete ich meine eigene Education Marke „ Addicted to Balayage“ um Stylisten und Coloristen in ihren Fähigkeiten und Ideen weiterzubringen. Als ich meinen eigenen Salon eröffnen wollte, war für mich die logische Konsequenz, mich auch hier voll und ganz auf die Balayage zu konzentrieren.

Du arbeitest als Start-up mit einer Agentur zusammen. Würdest du das auch anderen GründerInnen empfehlen?
FM: 
Je nachdem, was man erreichen möchte! Ich habe schnell erkanntdass wir mit der Balayage Social Media als Vertriebskanal nutzen müssen. Mittlerweile gibt es auch in der Friseurbranche tolle Agenturen, die einen, wenn es um strategische Ausrichtung, Werbung, Marketing, Design und Content Planung geht, professionell unterstützen. Die Zeit, in der ich mich da eingefuchst hätte, wie justiert man Google oder Social-Media-Kanäle, verbringe ich sinnvoller hinterm Stuhl und überlass das den Profis.

C: Fabian Maier

C: Fabian Maier

Wieviel Zeit verbringst du trotzdem täglich mit Sozial Media?
FM: 
Wenn ich alles zusammenrechne: morgens einen Post vorbereiten, Content im Salon produzieren, d.h. während der Arbeit Filme drehen, Fotos aufnehmen, dann komme ich auf ungefähr zwei Stunden am Tag.

Was bedeutet Balayage für dich?
FM:  Balayage steht für mich als Oberbegriff für die neue und moderne Art, Haare zu färben.
 Es geht darum, neu zu denken, den Farbvorgang neu zu gestalten und sich von den klassischen Vorgehensweisen, wie sie in der Ausbildung gelehrt werden, zu lösen. Balayage ist für mich die „High Class“ des Haarefärbens

Wieviel Education musst du in einen Stylisten investieren, der neu in deinem Balayage – Salon anfängt?
FM:
 Das kommt natürlich immer darauf an, wo der Mitarbeiter schon steht. Im Grunde genommen kann man das schon sehr schnell schaffen. Von 0 an, zwei Steps zurück bis hin zur Perfektion schafft man das mit intensivem Training in ca. 2 Wochen. Dabei hilft uns natürlich unser eigenes Education Konzept.

Wie sieht deine klassische Salonkundin aus?
FM:  
Die gibt es zum Glück gar nicht. Balayage ist für jedes Mädel, jede Frau, jede Best Agerin, die den Anspruch auf eine hochwertige Haarfarbe hat. Aber bleiben wir bei der Best Agerin, die auf Grund ihres Weißanteils eine hochwertige Farbe mit unterschiedlichen Changierungen braucht und nicht wie früher eine einheitliche Färbung, mit der sie ausschaut, als hätte sie einen Helm auf dem Kopf. Die jungen Mädels sind stark inspiriert von den Instagram Fashionistas. Sie wollen mit Faceframing ein Statement setzen oder ihren gesamten Look perfektionieren. anderen geht es um Glow, natürliche Haarfarben oder mehr denn je, der Wunsch nach Urlaubsfeeling.

Wieviel Umsatz lässt die Kundin im Durchschnitt bei euch im Salon?
FM:  
Im Durchschnitt 270,- €.

Kommen auch Männer?
FM:
 (Lacht) Das werde ich in letzter Zeit immer häufiger gefragt. Wir haben uns auf Balayage spezialisiert, wenn ein Mann die passenden Voraussetzungen mitbringt, ist er natürlich bei uns herzlich willkommen. Aber bisher war das leider noch nicht der Fall.

Welcher Trend zeichnet sich für 2021 ab?
FM:
 Immer mehr Kunden wünschen sich eine natürliche Wärme und Glow im Haar. Beim Styling wird es volumiger, es bleibt aber lässig. Die Ponypartie wird leicht stufiger mit einem warmen Glow.

Nach wieviel Wochen seht ihr die Kundin im Salon wieder?
FM: 
Im Durchschnitt nach 5 Monaten.

Ist Umweltschutz auch ein Thema für dich?
FM:  
Umweltschutz ist selbstverständlich ein Thema für mich. Als Colorist würde ich vieles nicht erreichen, müsste ich vollkommen auf Chemie verzichten, dennoch gibt es drumherum einiges, auf das ich achten kann. Wie und wo werden die Produkte produziert, wie umweltfreundlich sind sie verpackt, wie hoch ist der Wasseranteil. Zum Beispiel habe ich mich bei Alufolie nicht nur wegen der Qualität, sondern auch wegen des nachhaltigen Aspekts für ‚Foil Me Foils‘ entschieden.

Gibt es bei Coloristen auch Profiwerkzeuge, ohne die der Profi gar nicht loslegen will?
FM:  Wir kennen alle die Pinsel, die von den Herstellern gerne mal gratis zur Farbbestellung dazu gelegt werden. Irgendwann merkst du als Profi, dass je nach Technik die Borsten länger oder weicher sein sollten. Sowohl bei der Folie als auch bei Pinseln setze ich auf Profitools, um Zeit und Qualität liefern zu können.

Du bietest aktuell 3 verschieden Workshops an. Bauen diese aufeinander auf oder kann jeder nach eigen erworbenen Vorkenntnissen einsteigen?
FM:  
Die Workshops funktionieren unabhängig voneinander, bauen aber grundsätzlich aufeinander auf und steigern sich vom Anspruch. ‚Balayage Essentials‘ widmet sich den  Grundtechniken, Beratung, welche Tools brauche ich, wie zeichne ich, wie muss das Handgelenk laufen, etc. Mit ‚Dimension Balayage‘ sprechen wir etablierte Farbexperten an und starten gefühlt 10 Steps weiter, tauschen Experten Tipps aus, ‚Balayage Stylings‘ binden das Thema Social Media mit ein. So kann sich jeder Friseur aussuchen, was ihn interessiert. Oft werden wir auch für die einzelnen Workshops von Salonteams gebucht. Dann starten wir mit dem ersten Tagesworkshop und kommen nach einem halben Jahr Training zum nächsten. So können wir nicht nur die Techniken, sondern auch das Konzept, erfolgreich im Salon etablieren.

Was, wenn die Stylisten im Salonteam unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen?
FM:  
Da wir Technik und Konzept schulen lässt sich darauf gut eingehen. Für die einen ist die Technik neu, die anderen profitieren davon, durch das Konzept, Zeit einsparen zu können. Die einen holen wir ab, die anderen werden quasi feingetuned.

Welche Fehler werden bei einer Balayage am häufigsten gemacht?
FM: Aus meiner Sicht wird noch zu viel stark permanent und oxidativ gefärbt. 
Dadurch werden Untertöne provoziert oder es entstehen unschöne starke Ansätze oder Verläufe beim Nachwachsen. Produktsättigung ist speziell bei der Aufhellung ein sehr wichtiges Thema. Und Grundvoraussetzung ist ein sensibilisiertes fachliches Auge, um Tonhöhen zu bewerten und zu erkennen, wann die Einwirkzeit der Farbe abgeschlossen werden kann.

Du sprichst gern von Zeitersparnis. Ist jetzt ehrlich gesagt nicht das Erste, was mir bei Balayage einfällt.
FM: 
Das stimmt. Ein Punkt, den ich allerdings gerne thematisiere und der zum Business der Balayage unbedingt dazugehört: Farbtechniken, die 5 Stunden und mehr abverlangen sind unwirtschaftlich.

Wieviel Zeitaufwand plant ihr für eine komplette Behandlung ein?
FM:
 Wir erzielen mit spezieller Taktung eine komplette Behandlung in 3,5 Stunden. Gutes Zeitmanagement ist für unseren Erfolg sehr wichtig.

Fabian, es hat mir sehr viel Spaß gemacht mit dir in die High Class des Haarefärbens einzutauchen. Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg!