Peter Strassl in seinem Salon in Wien | C: Martin Steiger

Peter Strassl: Wir werden Franchise-lastiger

Gerade erst den 80sten Geburtstag gefeiert und noch immer aktiv. Zu tun gibt es noch einiges, vor allem der Ausbau des Franchise-Netzes…

Im Gespräch mit Raphaela Kirschnick

Vor kurzem haben wir auf Deinen 80. Geburtstag angestoßen, jetzt sitzen wir hier in deinem Büro. Planst du dich irgendwann zur Ruhe zu setzen?
Peter Strassl: Im Moment noch nicht. Planen natürlich schon, aber momentan geht’s nicht.

Weshalb?
PS: Weil ich aktuell wieder allein mit meinen 90 MitarbeiterInnen bin. Ohne Nachfolge funktioniert es nicht, mich einfach zur Ruhe zu setzen. Ich arbeite daran ein Konzept zu finden, entweder das zu übergeben oder es so zu konstruieren, dass es mit Franchise Partnern und einer Zentrale möglich ist. Es gibt dafür allerdings nur wenig Interessenten, die das können und auch wollen.

Die Nachfolge ist also noch nicht geregelt?
PS: Naja, in bestimmter Hinsicht schon. Ich gestalte die Firma Franchise-lastiger. Die Zentrale werden wir auf jeden Fall behalten, aber bei den Filialen könnte ich mir ohne weiteres vorstellen, dass wir aus allen Franchise machen, damit habe ich gute Erfahrung.  

Wie viele Franchise Partner hast du zurzeit?
PS: Sechs!

Welche Vorteile genießen deine Franchisenehmer?
PS: Franchisenehmer können sich voll und ganz ihrer Kreativität widmen, während sie dem Franchisegeber die wirtschaftliche Seite übertragen. Als Franchisegeber nehme ich kalkulatorische Themen ab, übernehme Einkaufs- oder Schulungsagenden und teilweise auch die Mitarbeiterakquisition. Ich sehe oft, wie wahnsinnig wichtig das ist, wenn ich wegen nebulöser Dinge angerufen werde, ob das nun Arbeitsrechtliches, Buchhalterisches oder Sonstiges ist. Ich kläre das dann und die Franchisenehmer können sich ganz dem Handwerk widmen.  

Peter Strassl und Raphaela Kirschnick an seinem 80. Geburtstag
Peter Strassl und Raphaela Kirschnick an seinem 80. Geburtstag | C: Martin Steiger

Peter Strassl und Raphaela Kirschnick an seinem 80. Geburtstag | C: Martin Steiger

Was muss man tun, um bei euch Franchise Partner zu werden?
PS:
 Die meisten Franchise-Partner kommen aus den eigenen Reihen. Manche sagen nach ein paar Jahren, sie würden sich gerne selbstständig machen. Dann setzen wir uns zusammen, und besprechen die Ideen, Standort und Finanzielles. Das Lokal ist generell ein großes Thema: Lage, Konditionen, etc, da bringe ich viel Erfahrung mit und kann auch schon mal sagen, ob man besser die Finger davonlassen sollte. Dann gibt es drei Konzepte Hairfair, Strassl oder Exklusiv, bei jeder Marke gibt es Vor- und Nachteile. Das gehört besprochen.

In den letzten Monaten hast du neue Salons dazu genommen. Wo liegt für dich der Vorteil weitere Salons aufzukaufen?
PS: Die Salons, die wir aufgekauft haben, sind beide geführt von Franchisepartnern. Für mich mache ich keine Salons mehr auf, ich mache das nur mit mir bekannten Franchise Partnern. In Wiener Neustadt habe ich mit Andrea Vitek einen Salon eröffnet und in Eisenstadt mit Sabrina Laditsch. Bei beiden Frauen weiß ich, dass sie tüchtig sind und dass sie viel Potential haben. 

Mit Peter Schaider läuft es immer noch gut?
PS: Mit Schaider läuft es sehr gut, wir sind nach wie vor enge Freunde und wir sind eine Einkaufsgenossenschaft. Wir profitieren teilweise von seiner Werbung und da schauen wir uns teilweise schon ein bisschen was ab. Als freundschaftlicher Partner ist er nach wie vor dabei.

Du bist sehr gut vernetzt und schon lange dabei, was bewegt dich nach Corona?
PS: I
ch glaube, dass sich die Branche nach dieser Krise ändern wird. Es wird mehr Einzelkämpfer geben, sprich fahrende Friseure und ich fürchte auch, dass es mehr Pfusch geben wird. Viele sind jetzt auf die Idee gekommen, dass Pfusch gar nicht so schlecht ist. Auch auf Kundenseite wird diese Heim- Bequemlichkeit in irgendeiner Art und Weise hängen bleiben. Zudem wird es eine Bereinigung der Branche geben. Profitieren werden jene Betriebe, die finanziell sattelfest sind und die vernünftig gewirtschaftet haben.

Du blickst auf 65 Jahre aktives Friseursein zurück. Welche Tipps gibst du jungen Friseuren?
PS:
 Zu überlegen, in welche Richtung man gehen möchte: will man ein rein kreativer Friseur sein, eher Kaufmann oder beides? Dann sollte man sich entsprechend aufstellen. Um ein guter Kaufmann zu sein, braucht man einen kreativen Teil in seiner Firma, meist kreative Mitarbeiter. Wenn ich andererseits nur kreativ sein möchte, muss ich aufpassen, dass ich die kaufmännische Seite nicht vernachlässige.  

Hast du noch einen regen Austausch in der Branche?
PS: Ja, ich habe noch viel Kontakt mit den in meiner Zeit großen Friseuren, wie Gerhard Maier, Fred Sturmayr, Werner Pranz, Richard Raitz.  

Wie hast Du die finanzielle Unterstützung empfunden?  
PS:
 Die Stützungsmaßnahmen für die Wirtschaft waren richtig und gut. Wir hätten ohne Kurzarbeit und ohne Fixkostenzuschüsse nicht überlebt. Diejenigen, die so rumjammern, haben früher auch nicht viel auf die Füße gestellt. Diese werden das auch nicht überleben, das wird sich zeitverzögernd noch herausstellen.     

Was hättest Du Dir zusätzlich gewünscht?
PS: Von der Wiener Innung höre und sehe ich nichts, das ist schon erstaunlich.  Außer, dass ich einen Innungsbeitrag zahle, sind die nicht präsent, sorry. Einige Innungsmeisterinnen sind sehr aktiv, gehen in die Öffentlichkeit und setzen sich ein. Nur vom Wiener Innungsmeister kommt nichts außer Meldungen zu Rotwein und dass er in esoterischen Wolken schwebt.

Was wünschst Du dir für die Öffentlichkeitsarbeit?
PS
: Das Einzige, was ich sehe, ist, wie sich Katharina (Strassl) einsetzt. Sie ist zu einer großen Stimme in der Branche geworden und legt Finger in die Wunden. Am meisten ärgert mich ja die Testpflicht der Kunden, da sind wir der Buhmann der Nation. Es ist gut so, wie Kathi ihre Meinung vertritt, sie redet gut und macht das nicht schlecht!

Gibt es etwas, dem du im langen Rückblick nachtrauerst?
PS: Ich vermisse Handschlagqualität, die gibt es heute nicht mehr.
Und dass der Friseurberuf wieder mehr im Vordergrund steht, als private Bedürfnisse. Das klingt jetzt vielleicht sehr brutal, aber früher haben wir gesagt, ich möchte etwas erreichen und auf das arbeite ich hin. Heute ist die Allgemeinheit dafür verantwortlich, dass ich etwas erreiche. Da läuft etwas falsch.

Jakob Wild, Bundesinnung Friseure und Friseurunternehmer Peter Strass
Mag. Jakob Wild, Bundesinnungsgeschäftsführer, überreicht die Minerva für das Lebenswerk an Peter Strassl | C: Martin Steiger

Mag. Jakob Wild, Bundesinnungsgeschäftsführer, überreicht die Minerva für das Lebenswerk an Peter Strassl | C: Martin Steiger

Du hast zum 80er die Minerva für Dein Lebenswerk erhalte. Wie geht es dir, wenn du eine solche Ehrung erhältst?
PS: Um ehrlich zu sein, berührt mich das nicht. Ich bin mit mir zufrieden, habe erreicht, was ich mir vorstelle und freue mich, wenn das andere auch so sehen.

Du bist extrem fit und strahlst das auch aus! Gibt es irgendeinen Geheimtipp?
PS:
 Ich bin jeden Tag im Geschäft, also geistig bin ich auf jeden Fall immer Up-to-Date. Du wirst mit 80 müder, dennoch bewege ich mich mit Sicherheit mehr als ein normaler 80-Jähriger. Ich habe einen Hund, einen Garten und viele Hobbies. Ich bin gerne am und im Meer. Meine Schiffe, das war für mich so ein gewisses Lebensgoodie, dem traure ich ein bisschen nach, aber die mediterrane Welt bleibt ein Thema.

Lieber Peter, ich danke Dir für das Gespräch und wünsche Dir weiterhin viel Energie für all Deine Vorhaben.