Bertram K., Besitzer des gleichnamigen Salons in Wien
Photocredit: Martin Steiger

Ehemaliger Stühlevermieter Bertram K. (Wien): “Finger weg!”

Auch im Nachbarland haben wir uns umgehört, was Friseure zum Thema Stuhlmiete sagen. Bertram K., Besitzer des gleichnamigen Salons in Wien, vermietete 3 Jahre lang Stühle und machte nicht die besten Erfahrungen damit…

Wie viele Stühle hast du denn vermietet?
6 Stühle habe ich vermietet.

Und wie lange?
3 Jahre. Jetzt nicht mehr.

Wie hat das begonnen bei dir als Stuhlvermieter, wie hast du deine Stuhlmieter ausgewählt?
Ich kannte die Leute schon sehr gut, wir haben bereits alle 4-5 Jahre zusammengearbeitet. Das hat eigentlich recht gut funktioniert, da eine gewisse Vertrauensbasis da war, die die Stuhlmiete überhaupt erst möglich macht.

Wie seid ihr mit Laufkundschaft umgegangen?
Da gab es bei uns nie Reibungspunkte. Der, der gerade frei war, hat die nächste Laufkundschaft übernommen und das haben wir reihum weitergedreht. Aber die Toleranz dabei lag vielleicht auch daran, dass wir uns alle lange kannten und keiner keinem etwas strittig machen wollte.

Wie hast du das mit der Preiskalkulation geregelt?

Ich habe einen Fixpreis verrechnet, in dem Miete, Wasser, Strom, Kaffee, Rezeption, Reinigungsmittel, die wöchentlichen Dienste der Reinigungskraft und andere sämtliche Grundversorgungsgüter, wie Toilettenpapier mit einberechnet waren. Auch Lehrlinge, die beim Zuarbeiten geholfen haben, waren im Fixpreis inbegriffen.

Stylinggeräte, wie Föhns durften deine Stuhlmieter auch mitverwenden?
Ja, da bin ich ein kleiner Monk. Ich wollte, dass überall die gleichen Föhns der gleichen Marke in meinem Salon sind und da ich Botschafter von BaByliss Pro bin, durften alle meine Föhne mitverwenden. Die Mitbenutzung der Stylinggeräte waren natürlich auch im Fixpreis enthalten.

Und die Produkte? Habt ihr alle die gleichen verwendet?
Ja, wenn du meinen Salon kennst, weißt du, dass ich ausschließlich mit L’Oréal Professionnel arbeite und meine Stuhlmieter natürlich auch. Mit der Abrechnung habe ich das so gehandhabt, dass ich mir damals sogar ausgerechnet habe, was ein Pumphub einer Shampoo- oder Conditionerflasche kostet. Meine Stuhlmieter haben dann Stricherllisten über ihre Pumphübe geführt und einmal im Monat haben wir abgerechnet.

Eine gute Idee zur gerechten Preiskalkulation, hat das denn auch so funktioniert?
Ja, wie gesagt, die Vertrauensbasis war einfach da, wir haben uns alle ewig gekannt. Natürlich gab es dann manchmal Sachen, wie zum Beispiel, wenn jemand zu viel Blondierung anmacht? Das Risiko, dass man darauf sitzen bleibt, ist groß…

Hast du bei den Produkten den Einzelhandelspreis verrechnet oder mit Aufschlag?
Den Rabatt, den ich bei den Produktbestellungen erhalten habe, habe ich an meine Stuhlmieter weitergegeben, aber den Bonus habe ich selbst behalten.

Würdest du Stuhlmiete generell weiterempfehlen?
Ich sage ganz klar: Finger weg! Das Problem ist, dass die Stuhlmieter oft nicht verstehen, was es heißt, selbstständig zu sein. Sie müssen selbst ihre Buchhaltung machen, selbst ihre Kunden organisieren, selbst ihre Sozialversicherungsbeiträge bezahlen und wenn sie das nicht tun und dann mal eine Steuerprüfung im Haus ansteht, dann stehen wir alle blöd da. Und mich hat das nicht interessiert, dass ich ihnen nachlaufe und sie kontrolliere, ob sie eh alle brav ihre Abgaben zahlen und sich z.B. Geld für den Urlaub zu Seite legen, sodass sie in den Urlaub fahren können. Die meisten von ihnen wissen gar nicht, wie viele Kunden man haben muss, um sich selbst zu erhalten.

Wie ist es dann weitergegangen bei euch im Salon?
Es war dann so, dass nach 3 Jahren die ersten schon 3.000 Euro Schulden hatten, weil sie sich nichts angespart haben und die Steuern, Vorsteuer und Kammerumlage, die dann noch dazu kommt, nicht bezahlen konnten. Und da haben sie mich dann gefragt, ob ich sie wieder fest anstellen kann. Und von da an hatte ich keine Stuhlmieter mehr, denn dann kam das nächste Problem. Salon-Angestellte versus Stuhlmieter, da schaffst du dir deinen eigenen Tod. Der eine fragt, warum der andere gehen und kommen kann, wann er will und so weiter.

Also würdest du nicht noch einmal Stühle vermieten?
Nein, man schafft sich nur Probleme. Stuhlmiete verleitet dazu „schwarze Marie“ zu machen und das ist mir als Unternehmer ein Dorn im Auge.

Wie sieht es aus mit der Corporate Identity?
Das ist ein weiteres Problem. Du kannst dir als Stuhlmieter oder-vermieter keine Corporate Identity aufbauen, da lauter Einzelkämpfer im Salon sind. Ich vergleiche das gerne mit einem Fußballverein: Beim Fußball musst du als Mannschaft auftreten und Teamplayer sein, damit man es zu etwas bringt und es muss jeder die gleichen Dressen tragen, da kann nicht einer mit einer Adidas- und der andere mit einer Nike-Dress herumlaufen. Und das ist im Salon auch so. Wenn du eine Corporate Identity für deinen Salon aufbauen möchtest, brauchst du Leute, die als Ganzes hinter dir stehen und keine Einzelkämpfer. Ich habe dann die Stuhlmieter als Angestellte übernommen und seit mittlerweile 7 Jahren bin ich selbstständig und habe nur mehr Angestellte bzw. Lehrlinge.

Photocredit: Martin Steiger